Montag, 14. Januar 2013

Angeklagt: Der Papst

Angeklagt: Der Papst

Grafik „Angeklagt: Der Papst“
"Die Verantwortlichkeit des Vatikans für Menschenrechtsverletzungen"


Deutsche Erstausgabe von "The Case of the Pope", das brisante Buch des prominenten britischen Kronanwalts und international tätigen Anwalts für Menschenrechte, Geoffrey Robertson.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden, konservativ geschätzt, mehr als 100.000 Kinder, hauptsächlich Jungen, von katholischen Priestern vergewaltigt oder sexuell misshandelt – ohne dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen wurden. Für den Autor – er wurde 2008 in den Internal Justice Council der Vereinten Nationen gewählt – ein Skandal:

„Ich war empört darüber, dass das nicht als grausames Menschenrechtsverbrechen behandelt und der Vatikan nicht verurteilt wurde wegen der Strategien, mit denen diese Verbrechen aktiv vertuscht wurden. Ich hege keine Feindseligkeiten gegen die katholische Kirche oder eine bestimmte säkulare Richtung – viele meiner Freunde sind Katholiken. Aber die Täter kamen ungestraft davon mit dem „Seelenmord“, der für viele Menschen die Folge davon ist, dass sie in jungen Jahren von Priestern vergewaltigt wurden. Deshalb habe ich das Buch geschrieben.“
In „Angeklagt: Der Papst“ geht Robertson der Frage nach, wie die Sexualverbrechen, begangen von katholischen Priestern, so lange verborgen bleiben konnten: Ist der Papst moralisch oder rechtlich verantwortlich für ein System, das es möglich machte, dass so viele entsetzliche Verbrechen ungeahndet bleiben? Sollen er und sein Sitz der Macht, der Heilige Stuhl, weiterhin die Immunität genießen, die sie über das Gesetz stellt? Robertson gibt auch zu bedenken: Solange sich Papst Benedikt XVI nicht von der Schimäre staatlicher Immunität und von dem veralteten kanonischen Recht lösen kann, bleibt der Vatikan ein mächtiger Feind des Fortschritts der Menschenrechte.

400 Seiten, kartoniert

ISBN 978-3-89201-334-1

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- Pressestimmen
- Rezensionen
- Inhaltsverzeichnis des Buches
- Über den Autor
- Aktuelles Interview mit Geoffrey Robertson anlässlich des Erscheinens der deutschen Erstausgabe

Leseproben
Auszüge aus Interview: Ein Bischof im Zeugenstand


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Pressestimmen:

WDR5, Köln: Die direkte argumentative Sprache macht es spannend zu lesen. Wer sich Robertsons provozierendem Gedankenspiel eines Papstes vor Gericht stellt, findet in dem Buch eine starke Argumentation, eben eine, wie man sie von einem guten Anwalt erwarten darf.

The Guardian, UK: Dieses Buch kombiniert moralische Passion mit stählerner juristischer Präzision, belebt durch gelegentliches Aufblitzen trockenen Humors.

NewStatesman, UK: Geoffrey Robertsons brennende Anklage gegen klerikale Missbrauchstäter, den Vatikan und den derzeitigen Papst wird wahrscheinlich die meisten frommen Katholiken erzürnen... Ich fürchte, dass jene, die es am meisten nötig hätten am wenigsten geneigt sein werden, seiner Klage Gehör zu schenken.

Independent, UK: Die Klage gegen Benedikt wird von dem bedeutsamsten Menschenrechtsanwalt in Großbritannien, Geoffrey Robertson, QC erhoben. Für Leser, die weniger vertraut sind mit dem Missbrauchsskandal wird es ein schockierender Augenöffner sein.

Rezensionen:

- Es ist allerhöchste Zeit für ein so mutiges Buch!! Mit klaren Fakten, denen die katholische Kirche nichts entgegenzusetzen hat, zeigt der bekannte Menschenrechtsanwalt Geoffrey Robertson QC auf, wie Josef Ratzinger verantwortlich ist für ein System der Vertuschung und Straffreiheit von pädophilen Priestern. Dieses Buch hat mich trotz seiner kühlen Sachlichkeit erschüttert und es ist spannend zu lesen. Wenn jetzt der Papst wegen der ans Licht der Öffentlichkeit kommenden Missbrauchsfälle betroffen tut, dann verwundert mich das schon sehr, da er seit 1981 über alles Bescheid wusste und es auch in der Hand hätte, die Kinder zu schützen und die Täter dem Staatsanwalt zu übergeben. (W.M.)

- Unglaublich, wie sehr sich der Vatikan im 21. Jahrhundert noch über alle staatliche Gesetzgebung hinwegsetzen kann. Warum macht das Zivilrecht bis heute vor Sexualverbrechen von Priestern halt? In den Vereinigten Staaten ist dies nicht mehr möglich. Auch Irland strebt eine Änderung dieser Lage an. Und das "fortschrittliche" Deutschland?
Ich bin froh und dankbar, dass ein mutiger Zeitgenosse die Verantwortlichkeit des Vatikans für Menschenrechtsverletzungen aus juristischer Sicht so fundiert aufgreift. (O.J.)

- Nach kirchenkritischen Büchern habe ich bisher nie gegriffen, da meine eigenen unschönen Erfahrungen mit der kath. Kirche mich zum Austritt veranlassten, bestand für mich kein Bedarf in dieser Richtung.
Doch das Buch "Angeklagt: Der Papst" begann mich zu interessieren. Wer solches wagt zu schreiben, muss sehr gut und fundiert recherchiert haben. Es liest sich leicht und spannend, auch wenn der Inhalt alles andere als leicht ist. Der Einblick in einen Staat, der im Grunde keiner ist und das ausgeklügelte, kanonische Rechtssystem, das dieser Staat für sich beansprucht, um Kinderschänder im Priestertalar zu schützen und zu decken, verschlägt einem die Sprache. Warum genießt der Papst Immunität, wenn er doch Stellvertreter Gottes ist, dürfte er das gar nicht nötig haben. Vor was muss er sich schützen, wenn er nur Gutes im Sinn hat? Das Wort von Jesus: "Die Blindenführer führen die Blinden und beide fallen in die Grube" verstehe ich immer besser.
Ein großes Danke an Geoffrey Robertson, der den Mut hat aufzudecken, was die meisten Menschen nicht einmal ahnen. (F.I., Zürich)

- Dass das ganze System der Kirche so faul ist, habe ich nicht gewusst. Das Buch: "Angeklagt: Der Papst" gibt einen Blick frei hinter die Mauern des Vatikans, der entsetzt! Gerade die hunderte und tausende Missbrauchsfälle decken das wahre Gesicht dieser Institution auf.
Bisher hatte ich keine Ahnung, was das kanonische Recht beinhaltet: Mit diesem Rechtssystem schützt der Papst die Kinderschänder im Priesterkleid. Um die Opfer kümmert sich der Vatikan nicht - es sind unsere Kinder, unsere Zukunft!
Dieses Buch öffnet einem die Augen, das müssten alle Katholiken lesen. Wer dann noch an einen "Heiligen Vater", einen "Stellvertreter Gottes auf Erden" glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen! (St.A., Kloten/Schweiz)

- Ich bin einfach entsetzt über die dunklen Hintergründe des Vatikans. Wie lange noch sollen Verbrecher im Priesterkleid geschützt sein durch ein Rechtssystem, das sich über jeden demokratischen Rechtsstaat stellt und damit machen kann, was es will? - Dieses Buch muss unters Volk, damit jeder selbst entscheiden kann, ob er solch einer Kirche angehören möchte. ( A.F.)
Inhaltsangabe:
1. Lasset die Kindlein .....15
2. Die Sünden der Väter.....36
3. Das kanonische Recht .....84
4. Der Lateranvertrag .....120
5. Die Staatseigenschaft auf dem Prüfstand .....147
6. Der Heilige Stuhl und die Vereinten Nationen .....176
7. Die Kinderrechtskonvention .....203
8. Ein Fall für die Justiz? ...... 218
9. Verbrechen gegen die Menschlichkeit .....240
10. Kann man den Papst verklagen? ......269
11. Betrachtungen .....290
12. Epilog ..... 310
Anhang A: Ein Bischof im Zeugenstand ..... 331
Anhang B: Auszüge aus Crimen Sollicitationis .....347
Anhang C: Auszüge aus Sacramentorum sanctitatis tutela – Apostolisches Schreibenvon Kardinal Ratzinger (2001) .....357
Anhang D: de gravioribus delictis (Juli 2010) .....360
Bibliographie .....366
Fußnoten .....378

Der Autor
Geoffrey Robertson ist einer der bekanntesten Menschenrechtsjuristen der Welt.
Der 1946 in Sydney geborene Kronanwalt und Richter ist Gründer
und Leiter der größten britischen Kanzlei für Menschenrechte
(Doughty Street Chambers).
Er war in zahlreichen Ländern der Welt an bedeutenden verfassungs-,
straf- und völkerrechtlichen Gerichtsverfahren beteiligt. Er war der
erste Präsident des UN-Kriegsverbrechertribunals für Sierra Leone
und ist seit 2008 Mitglied des Internal Justice Council der UNO.

Robertson leitete Missionen für Amnesty International und vertrat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch im Fall Pinochet.

Zu den Büchern, die er geschrieben hat, gehören unter anderem
das Standardwerk „Crimes Against Humanity: The Struggle for
Global Justice,“ seine Erinnerungen mit dem Titel„The Justice Game“
und „The Tyrannicide Brief“, eine preisgekrönte Analyse des Prozesses
gegen Charles I. Eine jüngst von ihm verfasste Untersuchung mit dem
Titel „Inquiry into the Massacre of Political Prisoners in Iran“ ist im
Internet abrufbar unter:
http://www.iranrights.org/english/ document-1380.php


Interview Gabriele-Verlag Das Wort mit Geoffrey Robertson, anlässlich der deutschen Erstausgabe von „The Case of the Pope. Vatican Accountability for Human Rights Abuse”, erschienen 2010 bei Penguin Books Ltd, England: „Angeklagt: Der Papst“ ___________________________________________________________________________ Frage: Was hat Sie veranlasst, Ihr Buch „The Case of the Pope“ zu schreiben? G. Robertson: Ich war einfach entsetzt über die Tatsache, dass im Lauf der letzten Jahrzehnte selbst bei konservativster Schätzung mehr als 100.000 kleine Kinder, hauptsächlich Jungen, von katholischen Priestern vergewaltigt oder brutal sexuell misshandelt wurden. Ich war empört darüber, dass das nicht als grausames Menschenrechtsverbrechen behandelt wurde und der Vatikan nicht verurteilt wurde wegen der Strategien, mit denen diese Verbrechen aktiv vertuscht wurden. Ich hege keine Feindseligkeiten gegen die katholische Kirche oder eine bestimmte säkulare Richtung – viele meiner Freunde sind Katholiken –, aber sie kamen ungestraft davon mit dem „Seelenmord“, der für viele Menschen die Folge davon ist, dass sie in jungen Jahren von Priestern vergewaltigt wurden. Deshalb habe ich das Buch geschrieben. Frage: In „The Case of the Pope“ schildern Sie zahlreiche erschütternde Fälle von Kindsmissbrauch durch Kleriker. Wie erklären Sie sich, dass sich verhältnismäßig viele Priester an Kindern vergehen? G. Robertson: Meine Erklärung dafür ist recht einfach. Es liegt an der Macht, die die katholische Kirche in die Hände der Priester legt - instabile oder sexuell verklemmte Männer und auch Pädophile –, indem sie Kinder dazu zwingt, mit sieben Jahren zur Erstkommunion und zur ersten Beichte zu gehen. Man lehrt sie, den Priester als Vertreter Gottes zu verehren, der nichts Unrechtes tun kann und dem man unerschrocken gehorchen muss, egal wie brutal oder pervers seine Forderungen sind. Es ist diese furchteinflößende Macht über die ganz Kleinen, ausgeübt unter dem kanonischen Siegel der Verschwiegenheit, welche opportunistische Priester dazu bringt, Gelegenheiten zum Missbrauch von Kindern auszunützen. Frage: Erst in jüngster Zeit wird das Ausmaß klerikaler Kinderschänderverbrechen in der Öffentlichkeit bekannt. Bezeichnend ist aber, dass es nie die Kirchenoberen waren, die nach Hilfe und Gerechtigkeit für die missbrauchten Kinder gesucht haben – sie haben im Gegenteil alles getan, um den Missbrauch in ihren eigenen Reihen herunterzuspielen und zu vertuschen. Warum, glauben Sie, ist das so? G. Robertson: Der Grund für die die enorme Unehrlichkeit und Scheinheiligkeit, die vom Vatikan und einigen seiner Bischöfe an den Tag gelegt wird, liegt darin, dass man um jeden Preis den Ruf der Kirche schützen will – selbst um den Preis, dass man einen Pädophilen schützt und ihm Gelegenheit gibt, noch mehr Kinder zu vergewaltigen. Es geht um den Schutz des Rufs und natürlich auch der Finanzen der Kirche, die man ansonsten für Prozesskosten hätte ausgeben müssen. Frage: Ihr Buch ist bahnbrechend insofern, als Sie sehr ausführlich herausgearbeitet haben, dass letztlich der Vatikan, also der Papst, ein Vertuschungssystem installiert sowie eine Fluchtroute für pädophile Priester konzipiert und geleitet hat. Können Sie kurz beschreiben, wie dieses Vertuschungssystem funktionierte und welche Rolle dabei der Vatikan bzw. der Papst spielte? G. Robertson: Ja, ich glaube, in meinem Buch wird erstmals festgestellt, dass der Mechanismus für diese Vertuschungen das kanonische Recht ist, das vom Papst erlassen und vom Vatikan umgesetzt wird. Es wirkt so harmlos, „kanonisches Recht“, und größtenteils ist es das auch – es geht um Themen wie Häresie und Blasphemie, um die in allen Kulten und Religionen gerungen wird. Es ist kein echtes Recht und völlig ungeeignet, um über strafrechtliche Schuld oder Unschuld in Bezug auf mutmaßlichen Sex mit Kindern zu entscheiden. Im kanonischen Recht gibt es keine Polizei für Ermittlungen und keine Bestrafung, um Täter abzuschrecken. Es ist zugunsten der Priester manipuliert, und selbst wenn sie für schuldig befunden werden, müssen sie in der Regel nur ein paar Monate lang täglich ein paar „Ave Marias“ aufsagen. Da für das kanonische Recht absolute Geheimhaltung gilt, erfährt die Polizei nie etwas von diesen pädophilen Priestern, und häufig werden sie erneut straffällig. Das kanonische Recht ist das Recht des Vatikans und wird vom Papst bestimmt. Benedikt verweigert eine Änderung dahingehend, dass die Bischöfe zu einer Anzeige ihrer aus der Rolle fallenden Priester bei der Polizei verpflichtet würden. Das ist seine schwerste Sünde – heute werden Kinder vergewaltigt, weil er sich weigert zu handeln. Sein Verhalten, seine Ablehnung einer Änderung des Kirchenrechts, ist skandalös und zeigt, dass es ihm an echter Humanität mangelt. Frage: Während der Zeit, als Papst Benedikt noch Kardinal Ratzinger war und Leiter der Glaubenskongregation, mussten ihm sämtliche Fälle von Kindsmissbrauch durch Kleriker gemeldet werden. Mittlerweile erklärt der Papst in der Öffentlichkeit, er fordere die lückenlose Aufklärung aller Missbrauchsfälle. Hat er denn selbst die Fälle aufgedeckt, die ihm aus seiner Zeit als Leiter der Glaubenskongregation gemeldet wurden? Ist Ihnen darüber etwas bekannt? G. Robertson: Ich fürchte, man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Kirche ihre Priester maßregelt. Die Beweise dafür, dass die Kirche deren Verbrechen gegen Kinder vertuscht, sind zu überzeugend und stammen aus zu vielen Quellen, als dass man anderer Ansicht sein könnte. Es gibt sehr gute Menschen in der katholischen Kirche, die ehrlich sind und die Versäumnisse des Vatikans zutiefst bedauern. Einige haben Kontakt mit mir aufgenommen, um mich in meiner Argumentation zu unterstützen. In Großbritannien beispielsweise sind die Bischöfe kürzlich von sich aus aktiv geworden mit dem Versuch, den Griff des kanonischen Rechts zu lockern, aber sie stoßen auf Widerstand bei den Priestern, die sich daran festklammern und glauben, es stehe ihnen zu. Frage: Nach Bekanntwerden einer Reihe schwerwiegender Fälle sexuellen Missbrauchs durch Kleriker hier in Deutschland wurden Beratungsstellen und auch Telefon-Hotlines eingerichtet – diese werden in der Regel allerdings von den Kirchen selbst unterhalten. Und die Kirchen sind auch mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle betraut. Ist das nicht ein bisschen so, als würde man den Bock zum Gärtner machen? Es könnte auch der Verdacht aufkommen, dass die Kirche auf diese Weise wieder sehr viel vertuschen kann – wie sehen Sie das? Man bekommt manchmal den Eindruck, als würden die Menschen jetzt denken: Das ist alles schrecklich, aber jetzt ist es ja aufgekommen, damit ist doch die Gefahr gebannt. – Sehen Sie das auch so? Wird der Missbrauch von Kindern durch Priester deswegen jetzt plötzlich aufhören? Und wird die Vertuschung aufhören? G. Robertson: Das ist eine gute Frage, aber es wäre selbstgefällig, zu glauben, dass die Aufdeckung allein schon ein Aufhören bewirken würde. Natürlich geht das weiter, und es wird weitergehen, so lange das kanonische Recht bestimmt, wie mit diesen Fällen umgegangen wird. Uns liegen jetzt Beweise aus Irland vor, die zeigen, dass noch 2009 – also nach Aufdeckung des Skandals – pädophile Priester vor der Polizei versteckt wurden. So lange Priester Macht über siebenjährige Kinder bekommen, wird das kanonische Recht es zulassen, dass deren Vertrauen missbraucht wird. Andere verantwortungsbewusste Religionen sehen eine Kommunion oder Initiations- bzw. Aufnahmezeremonien erst für 14-Jährige vor. Frage: Nachdem die Welle der aufgedeckten Missbrauchsfälle gar nicht mehr aufgehalten werden konnte, hat die Kirche auf den Druck seitens der Öffentlichkeit reagiert und neue Richtlinien für die Behandlung von Missbrauchsfällen erlassen. Was hat sich dadurch geändert, und ist jetzt alles weitgehend gelöst? Können die Menschen jetzt unbesorgt sein? G. Robertson: Ich habe die neuen Richtlinien in einem Epilog erläutert, den ich eigens für die Herausgeber der deutschen Fassung meines Buchs geschrieben habe. Die neuen Richtlinien stellen sicher eine Verbesserung dar und sind der Tatsache zu verdanken, dass man den Kindsmissbrauchsskandal mittlerweile zu Recht als grausames Menschenrechtsverbrechen einstuft. Aber sie gehen noch längst nicht weit genug. Sie befassen sich nicht mit der Geheimhaltung im kanonischen Recht oder der Frage, warum das kanonische Recht immer noch eine Anzeige pädophiler Priester bei der Polizei verhindert. Und die neuen Richtlinien ändern auch nichts an dem viel zu frühen Alter, in dem man Kinder dazu bringt, Priester als Vertreter Gottes anzusehen. Frage: Man hat sich an den Gedanken gewöhnt, der Vatikan sei ein Staat – Sie haben in Ihrem Buch präzise ausgeführt, was es damit wirklich auf sich hat. Können Sie das für unsere Zuschauer kurz erklären? G. Robertson: Ja, gerne. Der Vatikan war einmal ein europäischer Staat – der Kirchenstaat mit ausgedehnten Ländereien rings um Rom. Doch dieser Staat wurde mit der Vereinigung Italiens 1870 ausgelöscht und der Papst blieb von da ab auf den Vatikanpalast beschränkt. In den 20er Jahren jedoch, als mit Pius XI. ein zutiefst pro-faschistischer Papst im Amt war, sah Mussolini die Chance, seinen Segen für die Abschaffung der Demokratie in Italien zu bekommen. Man handelte also den Lateranvertrag aus, durch den Italien – und zwar ausschließlich Italien – den Vatikan als „Staat“ etablierte. Das ist objektiv wie juristisch betrachtet lächerlich. Der Vatikan hat keine Bevölkerung – es gibt keine „Vatikaner“. Niemand wird dort geboren, höchstens aus Zufall. Es handelt sich lediglich um einen Palast und ein Museum. Doch einige katholische Länder in Lateinamerika taten, was der Papst wollte, und behandelten ihn als Staat mit entsprechender Akkreditierung von Botschaftern. Auch die USA taten das 1984, als Belohnung von Präsident Reagan an Johannes Paul II. für seinen Kampf gegen den Kommunismus. Obwohl also die meisten Länder diplomatische Beziehungen zum Vatikan unterhalten, ist er in Wahrheit lediglich eine Religion oder bestenfalls eine religiöse Enklave im Stadtgebiet von Rom. Frage: Papst Benedikt plant seinen Besuch in Deutschland im September. Bei der Gelegenheit will er auch vor dem Deutschen Bundestag sprechen. Wie sehen Sie es, dass in einem demokratischen Staat, der zur (religiösen) Neutralität verpflichtet ist, ein Religionsführer vor dem Bundestag spricht, allerdings angeblich in der Eigenschaft als Oberhaupt eines Staates? G. Robertson: Daran zeigt sich beispielhaft der Unsinn, der dabei herauskommt, wenn man so tut, als wäre der Vatikan ein Staat. Was der Deutsche Bundestag hier – im Widerspruch zum Grundgesetz – tut, ist die Bevorzugung einer bestimmten Religion, indem deren Führer einen Sonderstatus erhält, der anderen religiösen Führern vorenthalten wird. Das ist eindeutig diskriminierend. Frage: In USA und in Belgien läuft eine Klage gegen den Papst wegen Vertuschung von Kindsmissbrauch, auch in Den Haag ist eine Klage eingereicht. Wie ist in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass Joseph Ratzinger vor dem Deutschen Bundestag sprechen darf? G. Robertson: Auf der einen Seite ist Ratzinger ein sehr prominenter Deutscher, der als bedeutender Theologe gilt und nun eine Position mit großer Machtfülle bekleidet. Aber er ist auch verantwortlich für das Hinwegsehen über vielfache Vergewaltigungen und Schändungen vieler Tausender von Kindern und dafür, dass viele der Täter einer echten Bestrafung für ihre abscheulichen Verbrechen entgehen konnten. Vielleicht werden einige Opfer ihn bei seiner Einreise nach Deutschland mit einer Schadenersatzklage empfangen – zweifellos haben seine Fahrlässigkeit und sein mangelndes Interesse an einer Ausrottung des Kindsmissbrauchs während seiner Zeit an der Spitze der Glaubenskongregation ihren Teil zum Skandal in seiner Kirche beigetragen. Frage: Noch einmal zurück zu dem Missbrauch von Kindern durch Priester. Selbst wenn ein Priester des sexuellen Missbrauchs angeklagt und überführt wird, dann findet das Opfer in der Regel keine Gerechtigkeit. Das Leben der Opfer ist durch den Missbrauch oft völlig zerstört – sie werden oft arbeitslos, weil sie aufgrund des nicht aufgearbeiteten Traums nicht leistungsfähig sind; Familien zerbrechen, weil es den Opfern unmöglich gemacht wurde, eine normale Beziehung einzugehen; sie bleiben oft ein Leben lang seelisch zerstört, langjährige Therapien wären nötig, und, und, und. Aber sie gehen in der Regel leer aus. Die missbrauchenden Priester aber werden selten bestraft – sie behalten meist ihre gut bezahlte Stellung, sie erhalten langjährige Therapie (hier in Deutschland letztlich auf Staatskosten). Man hat das Gefühl, die Täter werden umsorgt – die Opfer bleiben im Regen stehen. Was sagen Sie als Anwalt für Menschenrechte zu diesem krassen Ungleichgewicht? G. Robertson: Das ist einer der Gründe, warum ich „The Case of The Pope“ geschrieben habe – um meine Meinung als Menschenrechtsanwalt zu dieser geduldeten Grausamkeit zu sagen. Warum sollte man der Kirche das durchgehen lassen? Warum sollten ihre Priester straffrei bleiben, wenn sie doch verantwortlich waren für die Zerstörung so vieler Persönlichkeiten und die Heimsuchung so vieler Menschen, die sich als Erwachsene nicht mit Gott arrangieren können aufgrund dessen, was ihnen von perversen Priestern angetan wurde? Frage: Sie haben für Ihr Buch sehr viele Fakten recherchiert und zusammengetragen, mit denen Sie Punkt für Punkt die Verantwortlichkeit des Vatikans für die Missbrauchsverbrechen von Priestern an Tausenden von Kindern beweisen. Glauben Sie, dass nun die Zeit gekommen ist, in der die Menschen (und Regierungen) – wie Irlands Ministerpräsident Enda Kenny sagt – „sich nicht länger der katholischen Macht fügen“ und endlich die Gerechtigkeit zum Zuge kommen wird, wenn keinem Menschen mehr gestattet wird, sich über das Gesetz zu stellen? G. Robertson: Ich sehe nicht, wie man Vertrauen setzen kann in den Vatikan – eine unverantwortliche Organisation, die als pädophil bekannte Priester in arglose Gemeinden im Ausland versetzt hat. Er deckt nach wie vor Kriminelle, indem er darauf beharrt, dass gegen sie unter kanonischer Geheimhaltung ermittelt wird, indem er sich weigert, die Schuldigen zu laisieren oder zu bestrafen und dadurch, dass nicht einmal geständige Kindesvergewaltiger der Polizei übergeben werden. Ich stimmte dem Premierminister von Irland zu – der Papst darf nicht über dem Gesetz stehen.

Freitag, 2. November 2012

Neue Berechnungen: Staat stützt Kirchen mit Milliarden - SPIEGEL ONLINE

Neue Berechnungen: Staat stützt Kirchen mit Milliarden - SPIEGEL ONLINE

 
 

Neue Berechnungen Staat stützt Kirchen mit Milliarden

Kirche: Sonnenuntergang hinter dem Glockenturm der Heilig-Geist-Kirche in Oberjoch (Oberallgäu)Zur Großansicht
DPA
Kirche: Sonnenuntergang hinter dem Glockenturm der Heilig-Geist-Kirche in Oberjoch (Oberallgäu)
Deutschlands Kirchen erhalten aus der Staatskasse jährlich rund 19 Milliarden Euro. Nach SPIEGEL-Informationen ist das wesentlich mehr als bislang bekannt.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Christus – oder – Kirche | Ende mit dem Jahrhunderte langen Etikettenschwindel durch den Missbrauch des Namens des Jesus, des Christus. Die Kirchen dürfen sich gerne katholisch oder lutherisch nennen, aber nicht mehr christlich, denn ihre Lehre und ihr Tun haben mit Jesus, dem Christus, nichts mehr zu tun.

Es ist wohl an der Zeit ….

Es ist wohl an der Zeit den Institutionen deutlich auch mit Argumenten entgegenzutreten, wie es auch
Mahatma Gandhi schon 1920 tat:

“Es ist meine feste Überzeugung, dass das heutige Europa nicht den Geist Gottes und des Christentums verwirklicht, sondern den Geist Satans.
Und Satan hat den größten Erfolg, wo er mit den Namen Gottes auf
den Lippen erscheint … Ich meine, dass das europäische Christentum
eine Verleumdung des Christentums Jesu bedeutet”
(zit. nach W. Gabriel: Gandhi, Christus und die Christen, Halle 1931; auch in: Indische Geisteswelt, Band I, Glaube und Weisheit der Hindus, Hrsg.: Helmuth von Glasenapp, Holle-Verlag, Darmstadt 1958, S. 280 f.)

Freitag, 31. August 2012

Das Leben und Sterben, um weiterzuleben

Das Leben und Sterben, um weiterzuleben

Das Leben und Sterben, um weiterzuleben

Grafik
Der Zeitgenosse Tod

Das Leben und Sterben, um weiterzuleben
Jeder stirbt für sich allein
Wer sein Leben zu verstehen lernt, fürchtet sich nicht mehr vor dem Tod. Gabriele beschreibt den Weg, auf dem wir die Angst vor dem Tod überwinden und zu einem bewussten Leben, zu Sicherheit, Gelassenheit und innerer Standfestigkeit finden können. Außerdem: Jeder Mensch stirbt anders - Aufbau der feinerstofflichen Seele - Gefahren bei Kontaktaufnahme zu Jenseitigen -
Der sogenannte "Tote" ist nicht immer tot - Was geschieht
bei Obduktion oder Organentnahme?
u.v.a.m.

Der Schattenwelt Neue Kleider - Die Inquisition der Jetztzeit

Das Buch

"Der Schattenwelt neue Kleider - Die Inquisition der Jetztzeit. Klimawandel: Gott hat recht-zeitig gewarnt, Marktheidenfeld 2006, kart., 268 S., ISBN 978-3-89201-238-8, Euro 8,90;

zu bestellen bei Verlag Das Wort


4.4.  „Im Bann der Apokalypse“ (1993-1999)
 Bei der Bekämpfung religiöser Minderheiten legt die Lutherkirche meist noch größeren Eifer an den Tag als die Vatikankirche.* Der Tod von Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack (1991) und die Einsetzung seines Nachfolgers, Wolfgang Behnk, führte zu einer weiteren Verschärfung der kirchlichen Hetze gegen die Urchristen. Denn schon bald gebärdete sich der Pfarrer wie ein bayerischer Großinquisitor.**
 Behnk verbrachte einige Monate im Archiv seines Vorgängers, wobei dessen Geist (oder besser Ungeist) offensichtlich auf ihn überging. Angesichts der im letzten Kapitel dargelegten friedlichen Offensive der Urchristen auf verschiedenen Gebieten (Radiosender, Extrablätter, Marktstände) waren aus Sicht der Kirche verstärkte inquisitorische Anstrengungen vonnöten, um die „Ketzer“ noch stärker als bisher zu Außenseitern der Gesellschaft abzustempeln.
 Inquisition auf allen Kanälen
 Behnks wichtigste strategische Neuerung war die Einbeziehung des Fernsehens in den Verleumdungskrieg. Schon am 6.12.1992 war ein erster „Erfolg“ sichtbar: Die Frauensendung „Mona Lisa“ (ZDF) widmete sich dem Thema: „Zwischen Religion und Ekstase“. Helga Ettenhuber zog über das Universelle Leben her, natürlich mit der obligatorischen „Nur- sie“-Unwahrheit:
„Sie glauben an die Wiedergeburt und an das kurz bevorstehende Ende der Welt. Nur sie, die Auserwählten, werden das Chaos im Neuen Jerusalem überleben.“
Damit war auch klar, daß das Sich-lustig-Machen über die – aus Sicht der Kirchen ohnehin nicht existierende – Endzeit weiterhin eine große Rolle im kirchlichen Verleumdungsrepertoire spielen sollte. Schließlich geriet allmählich das Jahr 2000 in Sichtweite. Behnk selbst sprach es aus:
„Viele Menschen seien besonders an der ‚magischen Schwelle’ eines neuen Jahrtausends anfällig für deren Heilsversprechungen.“* Oder:
„Bis zur Jahrtausendwende rechnet Behnk mit einem weiteren Anwachsen neuer Heilslehren.“**
Der „Endzeitapostel“ Martin Luther
 Es ist übrigens bezeichnend, daß mit Behnk ausgerechnet ein Vertreter der Lutherkirche anderen vorwirft, Angst vor einem drohenden „Weltuntergang“ zu schüren. Es war nämlich Martin Luther, der – im Gegensatz zu den Urchristen im Universellen Leben – genaue Datumsangaben für das nahende Ende auszurechnen versuchte – und zwar gleich dreimal! Für die Jahre 1532, 1538 und 1541 kündigte er jeweils den „Weltuntergang“ an.* Wieder mal ein Beispiel für die Projektion eigener Fehltritte auf andere.
Bei der Rufmordkampagne gegen die von Urchristen betriebenen Marktstände** war diese Verleumdungsschiene bereits erfolgreich eingesetzt worden. Daß, wie bereits erwähnt, in den Offenbarungen des Gottesgeistes keinerlei Jahreszahlen genannt werden – denn das würde den freien Willen der Menschen beeinträchtigen –, hindert die kirchlichen Wortverdreher nicht daran, das Universelle Leben immer in der ersten Reihe mit an den Pranger zu stellen.
Neben Behnk profilierte sich hier der Frankfurter Rufmordbeauftragte der Lutherkirche, Kurth-Helmuth Eimuth. Er ist offenbar alarmiert, weil Urchristen in Frankfurt kurz zuvor zwei Läden eröffnet haben. Als sich im März 1993 in Waco (Texas) die „Davidianer“ in einer Farm gegen die Polizei verschanzen, wittert Eimuth sofort die neue Verleumdungschance:
„Gabriele Wittek heißt eine Frau, die in Würzburg lebt und sich, wie David Koresh [der Anführer der Davidianer], für das Sprachrohr Gottes hält. Auch sie wittert das nahende Ende der Welt. ‚Die Vorstellung von der drohenden Katastrophe, die nur die eigenen An­hänger überleben werden, ist der Grundpfeiler eines Denkmusters, das nur noch ein Entweder-Oder, Gut und Böse kennt’ sagt Eimuth“.*
Das ist die neue Taktik: Sich unmittelbar an große Medienereignisse anzuhängen, die bei Zuschauern starke Emotionen auslösen – und sogleich eine Verbindung zu den „Ketzern“ herstellen.
 Die Sensationsgier wird bedient
 Behnk springt sofort auf den Zug auf. Als am 19.4.1993 die Ranch in Waco gestürmt wird und dabei 81 Menschen unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kommen, geht Behnk über die Evangelische Presseagentur (epd) an die Öffentlichkeit mit der These, ein „Massenselbstmord“ wie der in Waco sei „auch in Deutschland möglich“, und zwar dann, wenn „die Ideologie der Sekte von apokalyptischen Endzeiterwartungen durchdrungen sei ... Behnk warnte in diesem Zusammenhang vor der Gruppe ‚Universelles Leben’...“
Da bezeichnet also ausgerechnet ein lutherischer Pfarrer die Urchristen als „selbstmordgefährdet“. In den 30 Jahren des Bestehens des Heimholungswerks bzw. des Universellen Lebens hat sich noch kein einziger bekennender Urchrist umgebracht. Im Gegensatz dazu passiert dies unter Katholiken und Lutheranern laufend. Statistische Untersuchungen haben sogar ergeben, daß das katholische Würzburg eine „Hochburg der Selbstmörder“ ist – und das protestantische Thüringen bis weit in die DDR-Zeit hinein eine war.*
Und in der Hauptstadt Thüringens, im durch Martin Luther höchst geschichtsträchtigen Erfurter Augustinerkloster, übergießt sich am 31.10.2006, am Reformationstag, ein lu­therischer Pfarrer mit Benzin und verbrennt sich selbst – laut Abschiedsbrief aus Angst vor der Ausbreitung des Islam.
Wenig später, am 11.11.2006, legt sich der katholische Dekan des unterfränkischen Dekanats Lohr, Dr. Klaus-Peter Kestler, auf die Gleise der Bahnstrecke Würzburg-Frankfurt und wird von einem Zug überfahren. Kestler hatte offenbar, so die Abendzeitung (14.11.2006), jahrelang ein homoerotischen Verhältnis zu einem heute 22jährigen ehemaligen Ministranten. Als dieser die Beziehung beenden wollte, drohte Kestler mit Selbstmord. Und er machte diese Drohung wahr, noch ehe gegen ihn wegen schwerer Nötigung ermittelt werden konnte. Denn der junge Mann hatte ihn angezeigt.
Die Main-Post, die in Bezug auf das Universelle Leben begierig jedes Gerücht und jede Verleumdung öffentlich breitzutreten pflegt, gab sich in diesem katholischen Fall äußerst vornehm und zurückhaltend: Nach dem Tod des Geistlichen gelte die „Unschulds-Ver­mutung“; und weitere Schilderungen des Falls blieben „vermutlich unbewiesene Behauptungen, deren Veröffentlichung sich von selbst verbietet.“ (15.11.2006)
Doch die Frage bleibt: Wer ist hier „selbstmordgefährdet“? Werden die katholische und die evangelische Kirche zum neuen „Waco“? Müßte man die beiden Großkirchen nicht durch Großsektenbeauftragte beobachten lassen, damit vor allem Unterfranken und Thü­ringen nicht zu neuen „Todeszonen“ für Selbstmordgefährdete werden?
Doch zurück ins Jahr 1993. Mit seinen bösartigen Unterstellungen löste Behnk einen Massenansturm der bundesdeutschen Journaille auf einen Bauernhof bei Würzburg aus, wo man die „Zentrale“ des Universellen Lebens vermutete.* Zu Fuß, per Auto und sogar mit einem gemieteten Hubschrauber versuchten sensationshungrige Reporter, in das Gelände einzudringen. Den Tipp dafür, so war in der Main-Post (14.5.1993) zu lesen, hatten zumindest einige von ihnen von Pfarrer Behnk erhalten.
Was dabei herauskam, konnte man sich z.B. in „ZAK“ (WDR, 25.4.1993) ansehen. Da redet Friedrich Küppersbusch vom „jämmerlichen Sterben“ in Waco, und zwar im gleichen Atemzug mit dem Universellen Leben.** Ganz ähnlich geht man bei Pro 7 vor („Die Reporter“, 9.5.1993), wo sogar die mörderische Manson-Bande und der Massentod von Guyana (1978) gezeigt werden, ehe man die urchristlichen Einrichtungen ins Bild bringt – und am Ende des Streifens natürlich Pfarrer Behnk im Bild erscheint.
Wenige Monate später hetzen die kirchlichen Inquisitoren gleich zweimal hintereinander den Hessischen Rundfunk auf die Urchristen, dessen Reporter Ulrike Bremer und Kamil Taylan dann zur besten Sendezeit kirchliche Verleumdungen verbreiten – und sich natürlich wieder über die „prophezeite Sintflut“ lustig machen, die angeblich nur „das auserwählte Volk ... überlebt.“ ***
 Das Zitier-Karussell kommt in Gang
 Damit die negativen Assoziationen ihre Wirkung behalten, müssen sie von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden. Sobald wieder etwas Schreckliches passiert – etwa der Tod der „Sonnentempler“ (1994), die Giftanschläge in der U-Bahn Tokios (1995) oder der Selbst­mord von „Heaven’s Gate“ in Kalifornien (1997), werden die „Sekten“ ins Spiel gebracht, orakelt Behnk wieder über einen angeblich drohenden „Massenselbstmord“.
Obwohl das eine völlig absurde Behauptung ist – solchermaßen von Behnk in Gruselstimmung gebracht, bezeichnet der Stern (10.4.97) das Universelle Leben willfährig als „Deutschlands gefährlichste Sekte“. Was Behnk dann wiederum aufgreift und verkündet: „... laut Stern die gefährlichste Sekte Deutschlands.“ So reibungslos funktioniert ein kirchlich installiertes Zitier-Karussell. 
Und noch eine Neuerung hat Behnk in seine Inquisitionstätigkeit eingeführt: Mit Vorliebe werden sogenannte „Aussteiger“ durch die Talkshows weitergereicht. So etwas einmal mit Kirchen-Aussteigern zu machen, ist hingegen noch keinem Fernsehsender eingefallen. Als die Hotelbesitzerin und Millionärin Betty Käferstein 1994 dem Universellen Leben (mitsamt ihren Millionen) den Rücken kehrt, macht sich der aggressive Agitator vom Evangelischen Pressedienst, Gerhard Lenz, lang und breit über die Sperrholzplatten lustig, die Käferstein für die Fenster ihres Hotels in Marktheidenfeld angeschafft hatte – weil in Zukunft immer stärkere Stürme zu befürchten sind. Überschrift: „Mit Sperrholzplatten gegen den Weltuntergang“*.
In ähnlicher Weise mokiert sich Markus Brauer in den Stuttgarter Nachrichten (19.4.1996): „Wie groß die Angst der UL-Jünger vor der Endzeit ist, zeigt sich am Kindergarten der Sekte in Altfeld. Das Gebäude ist mit Stahlseilen fest im Boden verankert.“
 Nachdem inzwischen (2006) die ersten waschechten Tornados über Deutschland hergezogen sind und ganze Dörfer verwüstet haben, würden Lenz und Brauer ihre Häme womöglich leiser äußern.
 Die Hotelbesitzerin wird einige Monate lang unter verschiedenen Fernsehsendern herumgereicht; im Herbst 1994 kommt sogar eigens die „Bayern-Tour“ des Bayerischen Fernsehens mit der Folkore-Moderatorin Carolin Reiber nach Marktheidenfeld (8.11.1994).
Schon der vorher angekündigte Titel des in die Sendung eingespielten Beitrags – „Das Universelle Leben – eine Sekte macht sich breit“ – macht klar, daß der bayerische Schwarz-Sender seiner Verleumdungslinie treu bleiben wird.
 Und so ist es dann auch: Der Mesner der lutherischen Kirche in Marktheidenfeld-Michelrieth, Thomas Müller, wird z.B. als bedauernswertes Opfer einer „Kampagne“ der Urchristen hingestellt. Dabei hatten sich diese nur mit Flugblättern dagegen zur Wehr gesetzt, daß Müller öffentlich verfassungsfeindliche Forderungen aufgestellt hatte wie:
Keine Grundstücksverkäufe an Urchristen, kein politisches Mandat für Urchristen (ein solches haben sie dort bis heute nicht angestrebt), keine Geschäfte mit ihnen usw. – alles Forderungen, die unverblümt auf ein „urchristenfreies“ Michelrieth hinausliefen. Außerdem hatte Müller auf einem Plan die von Urchristen erworbenen Grundstücke und Häuser eingetragen und diesen Plan veröffentlicht.*
 Statt daß sich in einer demokratischen Gesellschaft Politiker und Medien solchem Treiben entgegenstellen, wird der Inquisitionshelfer Müller öffentlich belobigt. Und Carolin Reiber spielt die Unschuld vom Lande und fragt mit gespielter Naivität den einzigen Urchristen (Anwalt Dr. Christian Sailer), der – unter lauter erklärten Gegnern der Urchristen – zu Wort kommen darf, weshalb man denn das Fernsehteam nicht überall habe filmen lassen, was man denn zu verbergen habe.
 Scheinheiliger geht es kaum: Da verbreitet ein Sender Jahr für Jahr eine kirchliche Verleumdung nach der anderen – und wenn die derart ausgegrenzte Minderheit dann wie ein gebranntes Kind gegenüber den Reportern auf Distanz geht, so führt man sie der Öffentlichkeit als eine Art undurchschaubaren „Geheimbund“ vor, der sich von der Außenwelt abschottet. So macht man Täter zu „Opfern“ und Opfer zu „Tätern“ – ein uralter Trick der Inquisition.
 Verleumdungen bringen Quote ...
 Behnk taucht jetzt immer häufiger selbst im Fernsehen auf – und er mischt dabei bevorzugt unterschiedliche religiöse Gruppierungen durcheinander, schmückt seine Schilderungen angeblicher Tatsachen immer weiter aus. So erklärt er z.B. am 12.10.1994 im Morgenmagazin von SAT 1:
„Also, die Zeugen Jehovas sind ebenfalls wie das Universelle Leben eine apokalyptische Endzeitgruppe, die mit sehr viel Schrecken das Ende ausmalt, von dem nur sie verschont werden ...“
 Wer die Medienlandschaft kennt, der weiß, daß „neue“ Themen meist nicht vom Himmel fallen. Man kocht mit Wasser – und schaut sich die Themen, die „Quote“ bringen könnten, beim Nachbarsender ab. Behnk (und andere berufsmäßige Inquisitoren) müssen ab einem gewissen Zeitpunkt gar nicht mehr überall ihre Beziehungen spielen lassen – das Thema wird zum Selbstläufer. Und wer glaubt, daß die Sender dabei jeweils neu recherchieren, der irrt. Gerade für die öffentlich-rechtlichen Sender, die von allen Bürgern finanziert werden, spielen ethische Maßstäbe oder die eigenen Rundfunkgesetze so gut wie gar keine Rolle. Darin steht nämlich, daß Minderheiten nicht diskriminiert werden dürfen.
Es scheint jedoch überall in unserem Land unsichtbare Ausführungsbestimmungen zu geben, wonach der Amtskirche mißliebige religiöse Minderheiten nicht unter diese Bestimmung fallen und nach Belieben verleumdet werden dürfen. Werden Ausländer oder Behinderte ausgegrenzt, so wird wenigstens noch protestiert. Bei nicht-kirchlichen Glaubensgemeinschaften jedoch hören so gut wie alle Sender und Redaktionen auf kirchliches Kommando und diskriminieren munter mit.*
Am 2.2.1996 taucht das Thema „Universelles Leben“ sogar im „Heute-Journal“ (ZDF) auf:
„Auf diesen Hügeln über Würzburg will die Sektengemeinschaft Universelles Leben die bevorstehende Apokalypse überleben ...“
 ... bis ins letzte Wohnzimmer
 Es sei hier nochmals darauf hingewiesen, daß allein das jahrhundertealte kirchliche Schimpfwort „Sekte“ eine schwere Diskriminierung darstellt. Der Zuschauer „weiß“ sofort – und das ist beabsichtigt –, wie er das Ganze einzuordnen hat, durch welche Brille er es zu betrachten hat; der weitere Wortlaut eines Beitrags dient dann nur noch zur Untermalung und „Bestätigung“ des Vorurteils. Und Sendungen gegen das Universelle Leben (oft vermischt mit anderen Glaubensgemeinschaften) werden in Deutschland nun in immer kürzeren Abständen ausgestrahlt.
Hier eine kleine Auswahl:
•    Pro 7 – „Die Reporter“ (19.3.1996): „Stürme, Springfluten, Erdbeben. Für religiöse Fanatiker sicher die Vorboten der Apokalypse. Zur Jahrtausendwende boomen weltweit die Endzeitvisionen ...“
•    Arte – „Die Meister, die Lämmer und himmlische Aktien“ (18.4.2006): „Auch in Europa gibt es Sekten mit Endzeitvisionen. In Bayern entstand vor einigen Jahren das Universelle Leben ...“
•    Focus-TV – „Die Posaune Gottes. Über die Geschäfte der Sekte Universelles Leben und die Machtlosigkeit der Behörden“ (24.5.1998): „Offenbarungen künden vom nahen Weltuntergang. Das exklusive Angebot an die Jünger: Das Universelle Leben stellt Ret­tungsboote aus der Apokalypse.“
•    Pro 7 – „Arabella“ (10.9.1998): „Das Universelle Leben – so ... heißt diese Religionsgemeinschaft, die ... wahrscheinlich auch mit so Weltuntergangsszenarien, mit Tod und Verderben und Sünde arbeitet, was ich schon paar Mal jetzt auch gehört habe, zum Beispiel bei den Mormonen. Liege ich da jetzt richtig?“ (Originalton Arabella Kiesbauer beim Befragen eines „Aussteigers“)
•    ORF – Report Spezial (3.8.1999): „Die Gegend um Würzburg ist bevorzugtes Siedlungsgebiet des Universellen Lebens ... die Gegend hier soll in den Augen der Anhänger als einzige den prophezeiten Weltuntergang einigermaßen unbeschadet überste­hen.“
     Marie-Theres Euler-Rolle betont im Österreichischen Fernsehen, die Apokalypse der Bibel sei – das „müssen Theologen derzeit besonders oft betonen“ – „nicht als Pro­phezeiung zu verstehen“. Dann läßt sie den lutherischen Rufmordbeauftragte Michael Fragner zu Wort kommen, der auf einer eigenen Internet-Seite, für die er den kommunalen Namen eines Ortsteils von Marktheidenfeld mißbraucht, alle erreichbaren Verleumdungen gegen das Universelle Leben zusammenträgt.
 Selber Denken ist Glückssache
 Das Fernsehen stellt im Kriegszug der „modernen“ Inquisition die großen Geschütze, mit denen die Gehirne bombardiert werden. Aber auch das geschriebene Wort erfüllt, sozusagen als „Bodentruppe“, eine wichtige Aufgabe. Ein ganzes Heer von Journalisten, die den Religionsunterricht offenbar „erfolgreich“ durchlaufen haben, übernimmt mit geradezu euphorischer Kriegsbegeisterung die kirchlichen Verleumdungsmuster gegen religiöse Minderheiten. Damit kann man Leser fesseln, Grusel- und Sensationseffekte erzielen – und sich profilieren. Eigenes Nachdenken und Prüfen, Gespräche mit den Betroffenen, rechtsstaatliche und verfassungsmäßige Grundsätze – alles nebensächlich. So denken und handeln viele. Auch hier einige wenige Beispiele:
•    Holger Reile (u.a. Südkurier, 5.1.1995): „’Gottes Prophetin’ schürt bei ihren Anhängern die Angst vor Katastrophen: die ‚Endzeit’ stehe bevor, Erdbeben, Seuchen, Vulkanausbrüche und am Schluß die Sintflut. Die Überlebenden – nach Ansicht der ‚Posaune Gottes’ natürlich die UL-Mitglieder – gründen dann das ... Friedensreich.“
•    Rolf Henkel (u.a. Main-Echo, 26.5.1995): „Andere Sekten machen Schlagzeilen mit Katastrophen-Szena­rien: ... die Gemeinschaft Universelles Leben ...“
•    Wiener Basta, Juni 1995: „Die Erlösung von allem Übel wird durch Naturkatastrophen erhofft. Danach dürfen sich die Anhänger der ‚wahren Weltreligion’ auf ein ... Friedensreich freuen.“
•    Fränkische Landeszeitung Ansbach (11.11.1995): So bezeichnete der Sektenbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Pfarrer Wolfgang Behnk, das ‚Universelle Leben’ als eine ‚extrem apokalyptische Weltanschauungs-gemeinschaft unter totalitärer Bevormundung’.“
•    Frankfurter Allgemeine Zeitung (7.1.1996): „Weltuntergangsideen prägen nach Ansicht Kedens auch die angeblichen Offenbarungen von Gabriele ...“ (Pastor Joachim Keden ist der Rufmordbeauftragte der rheinischen Lutherkirche.)
•    Uwe Birnstein (Das Sonntagsblatt, 2.2.1996): „Unweigerlich treten mir Bilder der Davidianer-Farm in Waco vor Augen, in der sich Sektenguru David Koresh mit seinen Anhängern verschanzt – und umgebracht hat.“ (Der lutherische Theologe Birnstein besucht mit dem Inquisitionshelfer Hans-Walter Jungen* das Gelände um das urchristliche Gut „Terra Nova“.)
•    Ursula Siegenthaler (Solothurner Zeitung, 25.9.1996): „Sektenberater Toni Wirz vom ‚Schweizerischen Beobachter’ weist auf die Ausschließlichkeit des ‚Universellen Lebens’ hin: die Glaubensgemeinschaft beziehe sich darauf, die einzigen Auserwählten zu sein, die vor dem großen Weltgericht bestehen können. Ein untrügliches Sektenmerkmal.“
•    Georg Thanscheidt (Abendzeitung Nürnberg, 12.4.1997): „Endzeitvisionen gehören zum Standard-Repertoire des selbsternannten ‚Sprachrohr Gottes’ ... Mal warnt sie vor einer Giftwolke, einem Atomkrieg oder einer Sintflut. Und immer wieder wird das Jahr 2000 als Zeitpunkt der großen Katastrophe genannt.“
     (Der Leser dieses Buches weiß inzwischen, daß dies eine glatte Lüge ist – die Leser der Abendzeitung wußten es nicht.)
•    Hermann-Josef Südfeld (Kirche + Leben, Münster, 2.6.1997): „Die Mitglieder des ‚Universellen Lebens’ selbst rechnen sich zu den Überlebenden eines durch Katastrophen herbeigeführten Weltendes.“
•    Holger Loesch (Zeit-Punkte, 4/97): „Auch das Universelle Leben schreckt seine Anhänger mit Endzeitdrohungen und verspricht gleichzeitig ‚Rettungsboote’.“
•    Kai Cezanne (Frankfurter Neue Presse, 28.10.1997): (Gabriele) „prophezeit ihren Anhängern die ‚Endzeit’, vor der sie sich aber als Mitglieder der Sekte schützen können – vor allem, wenn sie ihr ganzes Kapital mit in die Vereinigung bringen.“ (Eine neue Verleumdungs-Variante – und eine neue Projektion: der römisch-katholische Ablaßhandel läßt grüßen! Die neue Lüge macht sofort die Runde:)
•    Offenbach-Post (6.11.1997): „Mit ihren Endzeit-Beschwörungen bringe die Sekte ihre Mitglieder dazu, ihren gesamten Besitz an diese abzugeben.“
 Der Sündenbock ist längst gefunden
 Damit der Eifer der Journalisten im Abschreiben und Weiterspinnen seiner Lügengeschichten nicht erlahme, meldet sich zwischendurch wieder Pfarrer Behnk zu Wort, diesmal in der Süddeutschen Zeitung (4.2.1998):
„Wolfgang Behnk hat mit Blick auf die herannahende Jahrtausendwende vor der Zunahme von selbstzerstörerischen Aktionen in Sekten und Psychogruppen gewarnt. Das Beschwören und ‚Herbeifürchten’ von ‚Endzeiten’ berge viel aggressives Potential in sich, sagte Behnk. Besonders Gruppen wie die Zeugen Jehovas und das Universelle Leben, die Weltuntergangsszenarien voraussagten, seien gefährdet.“
 Auch das sollte man zweimal lesen. Zum einen wird hier nochmals die Behauptung verstärkt: Nicht die sich am Horizont abzeichnenden Krisen sind das Problem – sondern diejenigen, die darauf hinweisen. Zum anderen wird zwischen den Zeilen so etwas wie eine klassische Sündenbock-Theorie vorbereitet: Wenn es dann doch kommt – dann wissen wir schon, wer daran schuld ist: natürlich nicht die Kirchen, die den Menschen seit Jahrhunderten Sand in die Augen streuen, sondern diejenigen, die es „herbeigefürchtet“ haben! In abergläubischen Zeiten (und die scheinen noch nicht ganz vorbei zu sein) hat man schließlich auch in stürmischer See auf dem Schiff den „Schuldigen“ gesucht, um ihn über Bord zu werfen.
Und was das „aggressive Potential“ angeht, das der Inquisitor Behnk anderen unterstellt: Er selbst sät im Auftrag seiner Landesbischöfe Johannes Hanselmann (bis 1994), Hermann von Loewenich (1994-98) und Johannes Friedrich (ab 1998) laufend Zwietracht im Lande, erzeugt und schürt Vorurteile, grenzt Menschen aus und zerstört dadurch Familien (s.o. S. 83).
„Im Bann der Apokalypse“
 Es gehört zu den uralten Verleumdungsmustern der Kirche, „Ketzer“ für „unberechenbar“ und „gefährlich“ zu erklären und so die eigenen Aggressionen auf sie zu projizieren. Je näher das Jahr 2000 rückt, desto mehr steigern sich solche Verdächtigungen:
•    Hugo Stamm (Tages-Anzeiger Zürich, 13.10.1998): „Sektenspezialisten warnen, daß die einseitige Konzentration auf apokalyptische Entwicklungen und die Endzeitverzögerungen zu Todessehnsüchten führen könnten.“
•    In einem eigenen Buch mit dem Titel „Im Banne der Apokalypse“ meint Hugo Stamm, das „Geschrei um die Apokalypse“, das die „apokalyptischen Brandstifter“ machten, sei „ein von Menschen gemachtes Phänomen ..., aus der Erfahrung der Unvollkom­­menheit, aus Sehnsucht nach Reinigung und Erlösung ...“ *
•    Auch Behnks Rufmordkollege Bernhard Wolf aus Nürnberg (der uns bereits in Kap. 3, S. 46 oben begegnete) schürt das gleiche Feuer: „Begierig greifen vor der kommenden Jahrtausendwende obskure Sekten wie das ‚Universelle Leben’ ... und manche andere solche (sic!) Vorhersagen auf und wollen damit Endzeitstimmung und Ängste schüren – im Namen Jesu.“
In Wahrheit schüren die Kirchen ständig Ängste und Aggressionen gegen Andersdenkende. Die Artikel der Presse fallen jedenfalls wunschgemäß aus:
•    Richard Heister (Kieler Nachrichten, 29.12.1998): „Endzeitfanatiker fiebern dem Jahr 2000 entgegen ... Zu den bekanntesten Endzeit-Sekten in Deutschland zählt die Würzburger Gruppe ‚Universelles Leben’, deren Angehörige sich ... auf ein Leben nach der Apokalypse vorbereiten.“
•    Hans Benirschke (u.a. Frankfurter Neue Presse, 30.12.1998): „Endzeit-Propheten haben Konjunktur ... die Jahrtausendwende gibt den Weltuntergangs-Propheten in der westlichen Welt weiter Auftrieb, und im Laufe des Jahres 1999 wird man sich noch auf einiges gefaßt machen müssen. ... (Das Universelle Leben) gründet kleine oder größere Wirtschaftsbetriebe ..., um die Mitglieder überlebensfähig zu machen und für die erwarteten Katastrophen der Übergangszeit zu rüsten.“
     Auch hier klingt wieder durch: Das Problem ist nicht die Lage der Welt – das Problem erzeugen diejenigen, die darüber reden. Und Hinweise und Warnungen, die für alle hätten gelten sollen, werden schlicht zu einem egoistischen „Überlebenstraining“ einer „Sekte“ umgedeutet. Die Rechnung der kirchlichen Verleumder geht auf.
•    Fred Sellin (Bild am Sonntag. 17.1.1999) „Kommt es zum großen Knall? Die gefährlichen Vorhersagen der Todessekten zur Jahrtausendwende.“ Auch hier wird das Universelle Leben mit „eingebaut“.
•    Laut Abendzeitung Nürnberg (20.4.1999) bereiten Kliniken für den 31.12.1999 sogar „Notfallpläne“ vor – „denn so mancher Guru könnte seine Anhänger zum Gruppen-Selbstmord aufrufen.“
     Sogleich ist wieder Pfarrer Wolf zur Stelle (der den Artikel womöglich selbst lanciert hat) und erwähnt das Universelle Leben als eine der Gruppen, „die hier eine Rolle spielen.“ Die Bildunterschrift unter seinem Konterfei lautet: „Will die Angst vor der Apo­kalypse nehmen: Pfarrer Bernhard Wolf.“
 Die gefährlichen „Ketzer“ haben also die braven Bürger ohne jeden Grund erschreckt. Die Kirche tröstet sie wieder. Und die Mutter Erde darf derweil weiter hinsiechen. Nur nicht hinschaun, dann wird alles wieder gut!
 Gott als „Kläger für die Erde“
 Wenn die Mär von der vor allem im Jahr 2000 „gefährlichen Endzeitsekte“ Universelles Leben stimmen würde, dann hätten die göttlichen Offenbarungen gerade in dieser Zeit einem Höhepunkt der Katastrophen-Ankündigungen zusteuern müssen.
 Doch der Gottesgeist hält sich nicht an das Verleumdungs-Szenario kirchlicher Rufmordbeauftragter. Vieles hatte Er bereits angekündigt – aber eben rechtzeitig. In den 90er Jahren trat Er vor allem für die Mutter Erde und für die auf ihr lebenden Tiere und Pflanzen ein – so z.B. Christus im Jahr 1993:
 „O ihr Menschen, ist euch bewußt, daß ihr ohne die Natur, ohne Tiere, Pflanzen und Mineralien nicht leben könnt? Viele haben dies noch nicht begriffen ..., haben das Erdreich geschändet und schänden es weiterhin. So schänden sie auch ihren physischen Körper. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Die Natur ist das Barometer für euer Leben oder für euer Sterben. Stirbt die Natur, dann stirbt das Menschengeschlecht. Erblüht die Natur, ist sie gesund, dann ist auch der Mensch gesund, und das Menschengeschlecht tut sich auf für das Licht. Viele Menschen öffnen sich für die Finsternis und schänden die Erde, schänden Tiere, Pflanzen und Mineralien ...“
Im Jahr 1996 sprach Gott-Vater durch das Prophetische Wort:
„Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ich Bin auch der Kläger für diese Erde, für die unschuldige Kreatur, für alle Lebensformen, für Tiere, Pflanzen und Mineralien. Ihr, die ihr vielfach die  Grausamkeit in Person seid, was macht ihr mit eurem göttlichen Erbe? Denn, als Energie gesprochen, sind Tiere, Pflanzen und Steine ein Teil eures göttlichen Leibes, so wie ihr, als Energie gesehen, auch ein Teil von ihnen seid. Was macht ihr mit den Tieren, die Ich als Übernächste bezeichnen möchte? Blicket in die Ställe, wie sie leben müssen, im engsten Raum, hineingepfercht ... Blickt in die verschiedenen Waggons, so wie ihr sie bezeichnet. Stunden über Stunden ... werden Tiere von einem zum anderen Ort transportiert. Sie hungern, sie leiden, sie gehen zugrunde ...
Schaut hinein in eure Schlachthäuser! Schuß! Schlag - tot! Der Leib aufgerissen mit scharfen Messern und Gegenständen. Ein Tierchen nach dem anderen, und die,  die noch stehen, müssen zusehen, wie ihre Artgenossen hingeschlachtet und hingemetzelt werden ...
... Blickt auf eure Felder. Düngemittel, Spritzmittel Ich nehme eure Worte. Ihr quält und malträtiert eure Felder  ... Die Erde ruft Mich, den Schöpfer, um Erbarmen, um Freiheit ...
Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Die Schwingungen eures negativen Verhaltens ziehen sich durch die ganze Erde, gehen in die Atmosphäre und kommen wieder auf euch zurück. Wer zerstört die Atmosphäre – der Gott der Liebe, der der Erde einen Mantel gab, auf daß ihr auf der Erde leben könnt? Doch ihr – jeder einzelne trägt dazu bei, daß sich der Mantel auftut und die Kräfte des Alls euch allmählich verbrennen ...“ *
 Erinnern wir uns an den Sommer 2003 mit seiner lang anhaltenden Hitzewelle und 35.000 Hitze-Toten allein in Mitteleuropa. Damals konnten wir ansatzweise erleben, was es bedeutet, daß die Kräfte des Alls uns „allmählich verbrennen“. Die Erde ruft den Schöpfer um Erbarmen und Freiheit an. Im Jahre 1997 sprach deshalb Gott-Vater als Kläger für die Mutter Erde zu uns Menschen folgendes:
„... Und so erfüllt sich nach und nach der letzte Teil der Offenbarung Johannes, der Apokalypse. Und dann ist Friede. Wie wird das geschehen? Nur global für euch Menschen gesprochen – wer Ohren hat, zu hören, der hört. Wer Augen hat, zu sehen, der sieht.
Die Mutter Erde schüttelt sich durch die Erdbeben. Die Mutter Erde schüttelt sich durch Stürme, durch Waldbrände und vieles mehr und ruft: ‘Ihr Menschen, was habt ihr aus mir gemacht? Meine Kinder malträtieren und quälen mich. Sie quälen die Tiere. Tiere verhungern und verdursten, denn die Dürre tritt immer mehr ein, so dürr, wie die Herzen der Menschen sind.’ Und die Mutter Erde ruft: ‘Meine Kinder, was macht ihr mit mir? Was macht ihr mit den Tieren, mit den Pflanzen und Mineralien?’ Doch die Menschen hören ebensowenig, wie sie auf die Propheten und Prophetinnen gehört haben, auf den wahren Gott, der ICH BIN. Sie hörten und hören ebensowenig wie auf Jesus, den Christus, ihren Erlöser.
Und die Mutter Erde weint Tränen über Tränen, denn die Fluten und die Meere steigen, und sie ruft: ‘Ihr Kinder, was macht ihr mit mir? Ich bin unendlich traurig über euch. Ich kann euch nicht mehr tragen.’ Und die Menschen zu allen Zeiten hören weder auf den Ruf der gequälten Erde, geschweige auf das Wort Gottes durch Propheten und Prophetinnen, durch geistig erleuchtete Männer und Frauen, durch Kämpfer für das Reich des Inneren. Und so tut sich der Mund der Erde, der Mutter Erde, auf. Es sind die Vulkane. Und die Mutter Erde ruft: ,Jetzt kann ich euch nicht mehr tragen! – Friede, Friede, Friede’, ruft sie. Und die Lava strömt aus ihrem Mund und bedeckt große Teile der Erde.“
 Die Amtskirche hetzt Politiker auf „Ketzer“
 Wer hörte zu diesem Zeitpunkt auf das Rufen der Mutter Erde? Die Kirchenvertreter jedenfalls nicht. Eigentlich hätten sie, wenn sie schon die Warnungen des Gottesgeistes lächerlich zu machen versuchten, auch die zahlreichen Wissenschaftler als „gefährliche Sektierer“ brandmarken müssen, die immer deutlicher die Gefahren benannten, die auf die Erde und die Menschheit zukommen. Doch die Kirchenlobbyisten waren vollauf damit beschäftigt, die von ihnen selbst geschürte Endzeit-Hysterie dafür zu nützen, die Politiker auf die kleineren Religionsgemeinschaften zu hetzen.
Sie erreichten im Mai 1996 sogar die Einrichtung einer „Enquete-Kommission ‚Sogenannte Sekten und Psychogruppen’“ im Deutschen Bundestag.* Diese mußte zwei Jahre und 2,5 Millionen DM Steuergelder später feststellen, daß von diesen Gruppen „zum gegenwärtigen Zeitpunkt ... keine Gefahr“ ausgehe. Auch von dem „negativen besetzten Begriff der ‘Sekte’“ hielt die Kommission am Ende nicht mehr viel:
„Die Enquete-Kommission hält den Sektenbegriff daher besonders im staatlichen Gebrauch wegen seiner stigmatisierenden Wirkung für ungeeignet“, so war es der Pressemeldung (29.5.1998) des Deutschen Bundestages zum Abschlußbericht der Kommission zu entnehmen. Doch die Kirchen hatten wieder mal erfolgreich von ihren eigenen Defiziten abgelenkt und religiöse Minderheiten vor allem bei Politikern und Reportern in Verruf gebracht.
Von der im Grundgesetz garantierten Gleichbehandlung aller Glaubensrichtungen kann jedenfalls keine Rede sein. Die Kirchen werden hofiert und mit Privilegien bedacht, während Minderheiten wie das Universelle Leben systematisch ausgegrenzt und bekämpft werden.
 Dazu werden vor allem die lokalen Politiker mit in die Pflicht genommen. Der Würzburger CSU-Bundestagsabgeordnete und zeitweilige Postminister Wolfgang Bötsch zum Beispiel schrieb bereits 1986 einen Beitrag in Pfarrer Haacks Broschüre „Die neuen Jugendreligionen“, in dem er Graf Magnis ausdrücklich lobte, weil dieser das Universelle Leben als „gefährliche Sekte“ entlarvt habe. Die Politiker seien gefordert, „unserer Stadt [gemeint ist Würzburg] den religiösen Frieden zu erhalten.“ Bötsch offenbarte damit seine mittelalterliche Einstellung: Der „Friede“ kann für einen guten Katholiken nur der katholische Zwangsfriede sein; und der ist erst hergestellt, wenn die „Ketzerei“ ausgemerzt ist.
 Mitbürger dritter Klasse?
 Aus der Fülle von Beispielen für Ausgrenzung und Diskriminierung einer Minderheit, die in dem Buch „Der Steinadler und sein Schwefelgeruch“ genannt werden, sei hier nur eines herausgegriffen:
Als Anfang 1994 im Dorf Lindelbach bei Wertheim bekannt wird, daß eine Kindergärtnerin im kommunalen Kindergarten, mit der man bisher sehr zufrieden war, dem Universellen Leben nahesteht, eröffnet der lutherische Ortspfarrer Hausmann eine regelrechte Hexenjagd auf sie. Die junge Frau wird vom Pfarrer aufgefordert, sich vom Universellen Leben abzuwenden. Als sie dazu nicht bereit ist, kündigt ihr die Stadt Wertheim.*
Nun stelle man sich vor, die Frau wäre keine Urchristin gewesen, sondern z.B. eine türkische Muslima, oder hätte dunkle Hautfarbe gehabt, oder eine körperliche Behinderung. Wie hätte die Öffentlichkeit reagiert? Wie hätte der Arbeitgeber, die Stadt Wertheim, reagiert? Wie aufgeschreckt ist die Öffentlichkeit – und völlig zu Recht –, wenn in irgendeinem Teil Deutschlands Farbige, Muslime oder Behinderte dergleichen Diskriminierungen erfahren? In überregionalen Zeitungen und in allen politischen Fernsehmagazinen wird über die Ursachen und möglichen Maßnahmen nachgedacht; man hält den Dorfbewohnern Mikrophone unter die Nase, um sie zur Rede zu stellen; die Ausge­grenzten erfahren zu Recht Solidarität.
Doch hier: Nichts dergleichen. Das Arbeitsgericht stellt fest, daß die Kündigung unrechtmäßig war, die Stadt Wertheim muss eine Abfindung zahlen. Das war’s. Angehörige religiöser Minderheiten sind in einem Land, das stolz auf seine Demokratie ist, nicht Menschen zweiter, sondern dritter Klasse.
A propos Stolz auf die Gegenwart: Es lohnt sich hier ein Vergleich mit der Geschichte. In genau demselben Dorf Lindelbach bildete sich im Jahr 1602 ein „Bund gegen die Hexerei“, der ein hartes Vorgehen der Obrigkeit gegen „Hexen“ forderte. Doch diese Obrigkeit in Gestalt der Kanzlei des Grafen von Wertheim gab diesem Drängen nicht nach, sondern betrachtete den „Bund“ als „aufrührerisch“ und zog den Dorfschultheiß zur Verantwortung, der die „Zusammenrottung“ nicht gemeldet hatte.* So könnte man also sagen: Die damalige Obrigkeit war von den menschenverachtenden Umtrieben der Kirchen unabhängiger als die heutige.
 Die Kirchenlobby zieht die Fäden
 Und in der Tat: Die Politiker fast aller Couleur greifen gegen diese Umtriebe nicht nur nicht ein, sie fördern sie oft genug auch noch. Einer politischen Karriere scheint das Mittun bei der Ausgrenzung religiöser Minderheiten nicht abträglich zu sein, im Gegenteil.
Eine ganze Reihe der heute (2006) in Deutschland Regierenden hat in der Vergangenheit in aller Öffentlichkeit kirchliche Verleumdungen gegen angeblich „gefährliche“ kleinere Glaubensgemeinschaften weitergegeben: Angela Merkel (als Bundesfamilienministerin, heute Bundeskanzlerin, CDU), Franz Müntefering (als Sozialminister von Nordrhein-West­falen, heute Bundesarbeitsminister, SPD), Jürgen Rüttgers (als Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, heute Ministerpräsident von NRW), Annette Schavan (als Kultusmini­sterin von Baden-Württemberg, heute Bundesforschungsministerin, CDU), Günther Oettinger (als CDU-Fraktionsvorsitzender, heute Ministerpräsident von Baden-Württemberg), Ulla Schmidt (als einfache SPD-Bundestagsabgeordnete, heute Bundesgesundheitsministerin), Edmund Stoiber (damals Ministerpräsident von Bayern), Eberhard Sinner (als bayerischer Verbraucherminister, heute Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, CSU). Die genauen Einzelheiten lassen sich über das Register des Buches „Der Steinadler und sein Schwefelgeruch“ finden und nachlesen.
All diese vielbeschäftigten Politiker kamen vermutlich nicht von selbst auf die Idee, Aussteiger aus den Großkirchen zu diffamieren. Sie haben wohl auch nicht selbst recherchiert. Um so deutlicher wird, wie stark die Kirchenlobby hinter den Kulissen noch immer die Fäden zieht. Die mehr als 14 Milliarden Euro, mit denen der Staat trotz leerer Kassen auf Kosten der Steuerzahler Jahr für Jahr die Kirchen subventioniert*, sind dafür ein weiteres, bemerkenswertes Indiz.
Die in diesem Kapitel aufgeführten Unwahrheiten und Verdrehungen, mit denen Kirchenvertreter und Reporter die Menschen gegen die Urchristen aufzuhetzen versuchten, sind nur ein kleiner Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens, in diesem Fall beschränkt auf den Aspekt der Umbruchszeit, in der wir leben. Auch die Auswirkungen dieser Verleumdungen, von der Kündigung von Veranstaltungsräumen über Sachbeschädigungen bis hin zur Vernichtung von Arbeitsplätzen sind an anderer Stelle** bereits ausführlich geschildert worden.
Doch wer gedacht hatte, daß mit dem (weitgehend friedlichen) Ablauf des Wechsels in das dritte Jahrtausend die „Luft“ aus der kirchlichen Hatz gegen die angeblichen „Endzeitjünger“ entwichen war, der hatte sich getäuscht.

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