Das
Buch
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"Der Schattenwelt neue Kleider - Die Inquisition der Jetztzeit. Klimawandel: Gott hat recht-zeitig gewarnt, Marktheidenfeld 2006, kart., 268 S., ISBN 978-3-89201-238-8, Euro 8,90;zu bestellen bei Verlag Das Wort |
4.4. „Im Bann der Apokalypse“ (1993-1999)
Bei der Bekämpfung religiöser
Minderheiten legt die Lutherkirche meist noch größeren Eifer an den Tag als
die Vatikankirche.* Der Tod von Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack (1991) und
die Einsetzung seines Nachfolgers, Wolfgang Behnk, führte zu einer weiteren
Verschärfung der kirchlichen Hetze gegen die Urchristen. Denn schon bald
gebärdete sich der Pfarrer wie ein bayerischer Großinquisitor.**
Behnk verbrachte einige Monate im Archiv
seines Vorgängers, wobei dessen Geist (oder besser Ungeist) offensichtlich
auf ihn überging. Angesichts der im letzten Kapitel dargelegten friedlichen
Offensive der Urchristen auf verschiedenen Gebieten (Radiosender,
Extrablätter, Marktstände) waren aus Sicht der Kirche verstärkte
inquisitorische Anstrengungen vonnöten, um die „Ketzer“ noch stärker als
bisher zu Außenseitern der Gesellschaft abzustempeln.
Inquisition auf allen Kanälen
Behnks wichtigste strategische
Neuerung
war die Einbeziehung des Fernsehens in den Verleumdungskrieg. Schon am
6.12.1992 war ein erster „Erfolg“ sichtbar: Die Frauensendung „Mona
Lisa“
(ZDF) widmete sich dem Thema: „Zwischen Religion und Ekstase“. Helga
Ettenhuber zog über das Universelle Leben her, natürlich mit der
obligatorischen „Nur- sie“-Unwahrheit:
„Sie glauben an die Wiedergeburt und an
das kurz bevorstehende Ende der Welt. Nur sie, die Auserwählten, werden das
Chaos im Neuen Jerusalem überleben.“
Damit war auch klar, daß das
Sich-lustig-Machen über die – aus Sicht der Kirchen ohnehin nicht
existierende – Endzeit weiterhin eine große Rolle im kirchlichen
Verleumdungsrepertoire spielen sollte. Schließlich geriet allmählich das
Jahr 2000 in Sichtweite. Behnk selbst sprach es aus:
„Viele Menschen seien besonders an der
‚magischen Schwelle’ eines neuen Jahrtausends anfällig für deren
Heilsversprechungen.“* Oder:
„Bis zur Jahrtausendwende rechnet Behnk
mit einem weiteren Anwachsen neuer Heilslehren.“**
Der „Endzeitapostel“ Martin Luther
Es ist übrigens bezeichnend, daß mit
Behnk ausgerechnet ein Vertreter der Lutherkirche anderen vorwirft, Angst
vor einem drohenden „Weltuntergang“ zu schüren. Es war nämlich Martin
Luther, der – im Gegensatz zu den Urchristen im Universellen Leben – genaue
Datumsangaben für das nahende Ende auszurechnen versuchte – und zwar gleich
dreimal! Für die Jahre 1532, 1538 und 1541 kündigte er jeweils den
„Weltuntergang“ an.* Wieder mal ein Beispiel für die Projektion eigener
Fehltritte auf andere.
Bei der Rufmordkampagne gegen die von
Urchristen betriebenen Marktstände** war diese Verleumdungsschiene bereits
erfolgreich eingesetzt worden. Daß, wie bereits erwähnt, in den
Offenbarungen des Gottesgeistes keinerlei Jahreszahlen genannt werden –
denn das würde den freien Willen der Menschen beeinträchtigen –, hindert
die kirchlichen Wortverdreher nicht daran, das Universelle Leben immer in
der ersten Reihe mit an den Pranger zu stellen.
Neben Behnk profilierte sich hier der
Frankfurter Rufmordbeauftragte der Lutherkirche, Kurth-Helmuth Eimuth. Er
ist offenbar alarmiert, weil Urchristen in Frankfurt kurz zuvor zwei Läden
eröffnet haben. Als sich im März 1993 in Waco (Texas) die „Davidianer“ in
einer Farm gegen die Polizei verschanzen, wittert Eimuth sofort die neue
Verleumdungschance:
„Gabriele Wittek heißt eine Frau, die in
Würzburg lebt und sich, wie David Koresh [der Anführer der Davidianer], für
das Sprachrohr Gottes hält. Auch sie wittert das nahende Ende der Welt. ‚Die
Vorstellung von der drohenden Katastrophe, die nur die eigenen Anhänger
überleben werden, ist der Grundpfeiler eines Denkmusters, das nur noch ein
Entweder-Oder, Gut und Böse kennt’ sagt Eimuth“.*
Das ist die neue Taktik: Sich unmittelbar
an große Medienereignisse anzuhängen, die bei Zuschauern starke Emotionen
auslösen – und sogleich eine Verbindung zu den „Ketzern“ herstellen.
Die Sensationsgier wird bedient
Behnk springt sofort auf den Zug auf. Als
am 19.4.1993 die Ranch in Waco gestürmt wird und dabei 81 Menschen unter
nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kommen, geht Behnk über die
Evangelische Presseagentur (epd) an die Öffentlichkeit mit der These, ein
„Massenselbstmord“ wie der in Waco sei „auch in Deutschland möglich“, und
zwar dann, wenn „die Ideologie der Sekte von apokalyptischen
Endzeiterwartungen durchdrungen sei ... Behnk warnte in diesem
Zusammenhang vor der Gruppe ‚Universelles Leben’...“
Da bezeichnet also ausgerechnet ein
lutherischer Pfarrer die Urchristen als „selbstmordgefährdet“. In den 30
Jahren des Bestehens des Heimholungswerks bzw. des Universellen
Lebens hat sich noch kein einziger bekennender Urchrist umgebracht. Im
Gegensatz dazu passiert dies unter Katholiken und Lutheranern laufend.
Statistische Untersuchungen haben sogar ergeben, daß das katholische
Würzburg eine „Hochburg der Selbstmörder“ ist – und das protestantische
Thüringen bis weit in die DDR-Zeit hinein eine war.*
Und in der Hauptstadt Thüringens, im
durch Martin Luther höchst geschichtsträchtigen Erfurter Augustinerkloster,
übergießt sich am 31.10.2006, am Reformationstag, ein lutherischer
Pfarrer mit Benzin und verbrennt sich selbst – laut Abschiedsbrief aus
Angst vor der Ausbreitung des Islam.
Wenig später, am 11.11.2006, legt sich
der katholische Dekan des unterfränkischen Dekanats Lohr, Dr. Klaus-Peter
Kestler, auf die Gleise der Bahnstrecke Würzburg-Frankfurt und wird von
einem Zug überfahren. Kestler hatte offenbar, so die Abendzeitung
(14.11.2006),
jahrelang ein homoerotischen Verhältnis zu
einem heute 22jährigen ehemaligen Ministranten. Als dieser die Beziehung
beenden wollte, drohte Kestler mit Selbstmord. Und er machte diese Drohung
wahr, noch ehe gegen ihn wegen schwerer Nötigung ermittelt werden konnte.
Denn der junge Mann hatte ihn angezeigt.
Die Main-Post, die in Bezug auf
das Universelle Leben begierig jedes Gerücht und jede Verleumdung öffentlich
breitzutreten pflegt, gab sich in diesem katholischen Fall äußerst vornehm
und zurückhaltend: Nach dem Tod des Geistlichen gelte die
„Unschulds-Vermutung“; und weitere Schilderungen des Falls blieben
„vermutlich unbewiesene Behauptungen, deren Veröffentlichung sich von
selbst verbietet.“ (15.11.2006)
Doch die Frage bleibt: Wer ist
hier „selbstmordgefährdet“? Werden die katholische und die evangelische
Kirche zum neuen „Waco“? Müßte man die beiden Großkirchen nicht durch
Großsektenbeauftragte beobachten lassen, damit vor allem Unterfranken und
Thüringen nicht zu neuen „Todeszonen“ für Selbstmordgefährdete werden?
Doch zurück ins Jahr 1993. Mit seinen
bösartigen Unterstellungen löste Behnk einen Massenansturm der
bundesdeutschen Journaille auf einen Bauernhof bei Würzburg aus, wo man die
„Zentrale“ des Universellen Lebens vermutete.* Zu Fuß, per Auto und sogar
mit einem gemieteten Hubschrauber versuchten sensationshungrige Reporter,
in das Gelände einzudringen. Den Tipp dafür, so war in der Main-Post
(14.5.1993) zu lesen, hatten zumindest einige von ihnen von Pfarrer Behnk
erhalten.
Was dabei herauskam, konnte man sich z.B.
in „ZAK“ (WDR, 25.4.1993) ansehen. Da redet Friedrich Küppersbusch
vom „jämmerlichen Sterben“ in Waco, und zwar im gleichen Atemzug mit dem
Universellen Leben.** Ganz ähnlich geht man bei Pro 7 vor („Die
Reporter“, 9.5.1993), wo sogar die mörderische Manson-Bande und der
Massentod von Guyana (1978) gezeigt werden, ehe man die urchristlichen
Einrichtungen ins Bild bringt – und am Ende des Streifens natürlich Pfarrer Behnk im Bild erscheint.
Wenige Monate später hetzen die
kirchlichen Inquisitoren gleich zweimal hintereinander den Hessischen
Rundfunk auf die Urchristen, dessen Reporter Ulrike Bremer und Kamil
Taylan dann zur besten Sendezeit kirchliche Verleumdungen verbreiten – und
sich natürlich wieder über die „prophezeite Sintflut“ lustig machen, die
angeblich nur „das auserwählte Volk ... überlebt.“ ***
Das Zitier-Karussell kommt in Gang
Damit die negativen Assoziationen ihre
Wirkung behalten, müssen sie von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden. Sobald
wieder etwas Schreckliches passiert – etwa der Tod der „Sonnentempler“
(1994), die Giftanschläge in der U-Bahn Tokios (1995) oder der Selbstmord
von „Heaven’s Gate“ in Kalifornien (1997), werden die „Sekten“ ins Spiel
gebracht, orakelt Behnk wieder über einen angeblich drohenden
„Massenselbstmord“.
Obwohl das eine völlig absurde
Behauptung ist – solchermaßen von Behnk in Gruselstimmung gebracht,
bezeichnet der Stern (10.4.97) das Universelle Leben willfährig als
„Deutschlands gefährlichste Sekte“. Was Behnk dann wiederum aufgreift und
verkündet: „... laut Stern die gefährlichste Sekte Deutschlands.“ So
reibungslos funktioniert ein kirchlich installiertes Zitier-Karussell.
Und noch eine Neuerung hat Behnk in seine
Inquisitionstätigkeit eingeführt: Mit Vorliebe werden sogenannte
„Aussteiger“ durch die Talkshows weitergereicht. So etwas einmal mit
Kirchen-Aussteigern zu machen, ist hingegen noch keinem Fernsehsender
eingefallen. Als die Hotelbesitzerin und Millionärin Betty Käferstein 1994
dem Universellen Leben (mitsamt ihren Millionen) den Rücken kehrt, macht
sich der aggressive Agitator vom Evangelischen Pressedienst, Gerhard Lenz,
lang und breit über die Sperrholzplatten lustig, die Käferstein für die
Fenster ihres Hotels in Marktheidenfeld angeschafft hatte – weil in Zukunft
immer stärkere Stürme zu befürchten sind. Überschrift: „Mit Sperrholzplatten
gegen den Weltuntergang“*.
In ähnlicher Weise mokiert sich Markus
Brauer in den Stuttgarter Nachrichten (19.4.1996): „Wie groß die
Angst der UL-Jünger vor der Endzeit ist, zeigt sich am Kindergarten der
Sekte in Altfeld. Das Gebäude ist mit Stahlseilen fest im Boden verankert.“
Nachdem inzwischen
(2006) die ersten waschechten Tornados über Deutschland hergezogen sind
und ganze Dörfer verwüstet haben, würden Lenz und Brauer ihre Häme
womöglich leiser äußern.
Die Hotelbesitzerin wird einige Monate
lang unter verschiedenen Fernsehsendern herumgereicht; im Herbst 1994 kommt
sogar eigens die „Bayern-Tour“ des Bayerischen Fernsehens mit der
Folkore-Moderatorin Carolin Reiber nach Marktheidenfeld (8.11.1994).
Schon der vorher angekündigte Titel des
in die Sendung eingespielten Beitrags – „Das Universelle Leben – eine
Sekte macht sich breit“ – macht klar, daß der bayerische Schwarz-Sender
seiner Verleumdungslinie treu bleiben wird.
Und so ist es dann auch: Der Mesner der
lutherischen Kirche in Marktheidenfeld-Michelrieth, Thomas Müller, wird
z.B. als bedauernswertes Opfer einer „Kampagne“ der Urchristen hingestellt.
Dabei hatten sich diese nur mit Flugblättern dagegen zur Wehr gesetzt, daß
Müller öffentlich verfassungsfeindliche Forderungen aufgestellt hatte
wie:
Keine Grundstücksverkäufe an
Urchristen, kein politisches Mandat für Urchristen (ein solches haben sie
dort bis heute nicht angestrebt), keine Geschäfte mit ihnen usw. – alles
Forderungen, die unverblümt auf ein „urchristenfreies“ Michelrieth
hinausliefen. Außerdem hatte Müller auf einem Plan die von Urchristen
erworbenen Grundstücke und Häuser eingetragen und diesen Plan
veröffentlicht.*
Statt daß sich in einer demokratischen
Gesellschaft Politiker und Medien solchem Treiben entgegenstellen, wird der
Inquisitionshelfer Müller öffentlich belobigt. Und Carolin Reiber spielt die
Unschuld vom Lande und fragt mit gespielter Naivität den einzigen Urchristen
(Anwalt Dr. Christian Sailer), der – unter lauter erklärten Gegnern der
Urchristen – zu Wort kommen darf, weshalb man denn das Fernsehteam nicht
überall habe filmen lassen, was man denn zu verbergen habe.
Scheinheiliger geht es kaum: Da
verbreitet ein Sender Jahr für Jahr eine kirchliche Verleumdung nach der
anderen – und wenn die derart ausgegrenzte Minderheit dann wie ein
gebranntes Kind gegenüber den Reportern auf Distanz geht, so führt man sie
der Öffentlichkeit als eine Art undurchschaubaren „Geheimbund“ vor, der
sich von der Außenwelt abschottet. So macht man Täter zu „Opfern“ und Opfer
zu „Tätern“ – ein uralter Trick der Inquisition.
Verleumdungen bringen Quote ...
Behnk taucht jetzt immer häufiger
selbst im Fernsehen auf – und er mischt dabei bevorzugt unterschiedliche
religiöse Gruppierungen durcheinander, schmückt seine Schilderungen
angeblicher Tatsachen immer weiter aus. So erklärt er z.B. am 12.10.1994 im
Morgenmagazin von SAT 1:
„Also, die Zeugen Jehovas sind ebenfalls
wie das Universelle Leben eine apokalyptische Endzeitgruppe, die mit sehr
viel Schrecken das Ende ausmalt, von dem nur sie verschont werden
...“
Wer die Medienlandschaft kennt, der weiß,
daß „neue“ Themen meist nicht vom Himmel fallen. Man kocht mit Wasser – und
schaut sich die Themen, die „Quote“ bringen könnten, beim Nachbarsender ab.
Behnk (und andere berufsmäßige Inquisitoren) müssen ab einem gewissen
Zeitpunkt gar nicht mehr überall ihre Beziehungen spielen lassen – das Thema
wird zum Selbstläufer. Und wer glaubt, daß die Sender dabei jeweils neu
recherchieren, der irrt. Gerade für die öffentlich-rechtlichen Sender, die
von allen Bürgern finanziert werden, spielen ethische Maßstäbe oder die
eigenen Rundfunkgesetze so gut wie gar keine Rolle. Darin steht nämlich, daß
Minderheiten nicht diskriminiert werden dürfen.
Es scheint jedoch überall in
unserem
Land unsichtbare Ausführungsbestimmungen zu geben, wonach der
Amtskirche mißliebige religiöse Minderheiten nicht unter diese
Bestimmung fallen und
nach Belieben verleumdet werden dürfen. Werden Ausländer oder
Behinderte
ausgegrenzt, so wird wenigstens noch protestiert. Bei nicht-kirchlichen
Glaubensgemeinschaften jedoch hören so gut wie alle Sender und
Redaktionen
auf kirchliches Kommando und diskriminieren munter mit.*
Am 2.2.1996 taucht das Thema
„Universelles Leben“ sogar im „Heute-Journal“ (ZDF) auf:
„Auf diesen Hügeln über Würzburg will die
Sektengemeinschaft Universelles Leben die bevorstehende Apokalypse
überleben ...“
... bis ins letzte Wohnzimmer
Es sei hier nochmals darauf hingewiesen,
daß allein das jahrhundertealte kirchliche Schimpfwort „Sekte“ eine schwere
Diskriminierung darstellt. Der Zuschauer „weiß“ sofort – und das ist
beabsichtigt –, wie er das Ganze einzuordnen hat, durch welche Brille er es
zu betrachten hat; der weitere Wortlaut eines Beitrags dient dann nur noch
zur Untermalung und „Bestätigung“ des Vorurteils. Und Sendungen gegen das
Universelle Leben (oft vermischt mit anderen Glaubensgemeinschaften)
werden in Deutschland nun in immer kürzeren Abständen ausgestrahlt.
Hier eine kleine Auswahl:
• Pro 7
– „Die Reporter“ (19.3.1996): „Stürme, Springfluten, Erdbeben. Für
religiöse Fanatiker sicher die Vorboten der Apokalypse. Zur
Jahrtausendwende boomen weltweit die Endzeitvisionen ...“
• Arte
– „Die Meister, die Lämmer und himmlische Aktien“ (18.4.2006): „Auch in
Europa gibt es Sekten mit Endzeitvisionen. In Bayern entstand vor einigen
Jahren das Universelle Leben ...“
• Focus-TV – „Die Posaune Gottes. Über die Geschäfte der Sekte Universelles Leben
und die Machtlosigkeit der Behörden“ (24.5.1998): „Offenbarungen künden vom
nahen Weltuntergang. Das exklusive Angebot an die Jünger: Das Universelle
Leben stellt Rettungsboote aus der Apokalypse.“
• Pro 7
– „Arabella“ (10.9.1998): „Das Universelle Leben – so ... heißt diese
Religionsgemeinschaft, die ... wahrscheinlich auch mit so
Weltuntergangsszenarien, mit Tod und Verderben und Sünde arbeitet, was ich
schon paar Mal jetzt auch gehört habe, zum Beispiel bei den Mormonen. Liege
ich da jetzt richtig?“ (Originalton Arabella Kiesbauer beim Befragen eines
„Aussteigers“)
• ORF
– Report Spezial (3.8.1999): „Die Gegend um Würzburg ist bevorzugtes
Siedlungsgebiet des Universellen Lebens ... die Gegend hier soll in den
Augen der Anhänger als einzige
den prophezeiten Weltuntergang einigermaßen unbeschadet überstehen.“
Marie-Theres Euler-Rolle betont im
Österreichischen Fernsehen, die Apokalypse der Bibel sei – das „müssen
Theologen derzeit besonders oft betonen“ – „nicht als Prophezeiung zu
verstehen“. Dann läßt sie den lutherischen Rufmordbeauftragte Michael
Fragner zu Wort kommen, der auf einer eigenen Internet-Seite, für die er
den
kommunalen Namen eines Ortsteils von Marktheidenfeld mißbraucht, alle
erreichbaren Verleumdungen gegen das Universelle Leben zusammenträgt.
Selber Denken ist Glückssache
Das Fernsehen stellt im Kriegszug der
„modernen“ Inquisition die großen Geschütze, mit denen die Gehirne
bombardiert werden. Aber auch das geschriebene Wort erfüllt, sozusagen als
„Bodentruppe“, eine wichtige Aufgabe. Ein ganzes Heer von Journalisten, die
den Religionsunterricht offenbar „erfolgreich“ durchlaufen haben, übernimmt
mit geradezu euphorischer Kriegsbegeisterung die kirchlichen
Verleumdungsmuster gegen religiöse Minderheiten. Damit kann man Leser
fesseln, Grusel- und Sensationseffekte erzielen – und sich profilieren.
Eigenes Nachdenken und Prüfen, Gespräche mit den Betroffenen,
rechtsstaatliche und verfassungsmäßige Grundsätze – alles nebensächlich. So
denken und handeln viele. Auch hier einige wenige Beispiele:
• Holger Reile (u.a. Südkurier,
5.1.1995): „’Gottes Prophetin’ schürt bei ihren Anhängern die Angst vor
Katastrophen: die ‚Endzeit’ stehe bevor, Erdbeben, Seuchen,
Vulkanausbrüche und am Schluß die Sintflut. Die Überlebenden – nach Ansicht
der ‚Posaune Gottes’ natürlich die UL-Mitglieder – gründen dann das ...
Friedensreich.“
• Rolf Henkel (u.a. Main-Echo,
26.5.1995): „Andere Sekten machen Schlagzeilen mit Katastrophen-Szenarien:
... die Gemeinschaft Universelles Leben ...“
• Wiener Basta,
Juni 1995: „Die Erlösung von allem Übel wird durch Naturkatastrophen
erhofft. Danach dürfen sich die Anhänger der ‚wahren Weltreligion’ auf ein
... Friedensreich freuen.“
• Fränkische Landeszeitung
Ansbach (11.11.1995): So bezeichnete der Sektenbeauftragte der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Pfarrer Wolfgang Behnk, das
‚Universelle Leben’ als eine ‚extrem apokalyptische
Weltanschauungs-gemeinschaft unter totalitärer Bevormundung’.“
• Frankfurter Allgemeine Zeitung
(7.1.1996): „Weltuntergangsideen prägen nach Ansicht Kedens auch die
angeblichen Offenbarungen von Gabriele ...“ (Pastor Joachim Keden ist der
Rufmordbeauftragte der rheinischen Lutherkirche.)
•
Uwe Birnstein (Das Sonntagsblatt,
2.2.1996): „Unweigerlich treten mir Bilder der Davidianer-Farm in Waco vor
Augen, in der sich Sektenguru David Koresh mit seinen Anhängern verschanzt –
und umgebracht hat.“ (Der lutherische Theologe Birnstein besucht mit dem
Inquisitionshelfer Hans-Walter Jungen* das Gelände um das urchristliche Gut
„Terra Nova“.)
•
Ursula Siegenthaler
(Solothurner Zeitung, 25.9.1996): „Sektenberater Toni Wirz vom
‚Schweizerischen Beobachter’ weist auf die Ausschließlichkeit des
‚Universellen Lebens’ hin: die Glaubensgemeinschaft beziehe sich darauf,
die einzigen Auserwählten zu sein, die vor dem großen Weltgericht bestehen
können. Ein untrügliches Sektenmerkmal.“
•
Georg Thanscheidt (Abendzeitung
Nürnberg, 12.4.1997): „Endzeitvisionen gehören zum Standard-Repertoire des
selbsternannten ‚Sprachrohr Gottes’ ... Mal warnt sie vor einer Giftwolke,
einem Atomkrieg oder einer Sintflut. Und immer wieder wird das Jahr 2000 als
Zeitpunkt der großen Katastrophe genannt.“
(Der Leser dieses Buches weiß
inzwischen, daß dies eine glatte Lüge ist – die Leser der Abendzeitung
wußten es nicht.)
•
Hermann-Josef Südfeld (Kirche + Leben,
Münster, 2.6.1997): „Die Mitglieder des ‚Universellen Lebens’ selbst rechnen
sich zu den Überlebenden eines durch Katastrophen herbeigeführten
Weltendes.“
•
Holger Loesch (Zeit-Punkte, 4/97):
„Auch das Universelle Leben schreckt seine Anhänger mit Endzeitdrohungen
und verspricht gleichzeitig ‚Rettungsboote’.“
•
Kai Cezanne
(Frankfurter Neue Presse,
28.10.1997): (Gabriele) „prophezeit ihren Anhängern die
‚Endzeit’,
vor der sie sich aber als Mitglieder der Sekte schützen können – vor
allem,
wenn sie ihr ganzes Kapital mit in die Vereinigung bringen.“ (Eine neue
Verleumdungs-Variante – und eine neue Projektion: der
römisch-katholische Ablaßhandel läßt grüßen! Die neue Lüge macht sofort
die Runde:)
• Offenbach-Post
(6.11.1997): „Mit ihren Endzeit-Beschwörungen bringe die Sekte ihre
Mitglieder dazu, ihren gesamten Besitz an diese abzugeben.“
Der Sündenbock ist längst gefunden
Damit der Eifer der Journalisten im
Abschreiben und Weiterspinnen seiner Lügengeschichten nicht erlahme, meldet
sich zwischendurch wieder Pfarrer Behnk zu Wort, diesmal in der
Süddeutschen Zeitung (4.2.1998):
„Wolfgang Behnk hat mit Blick auf die
herannahende Jahrtausendwende vor der Zunahme von selbstzerstörerischen
Aktionen in Sekten und Psychogruppen gewarnt. Das Beschwören und
‚Herbeifürchten’ von ‚Endzeiten’ berge viel aggressives Potential in sich,
sagte Behnk. Besonders Gruppen wie die Zeugen Jehovas und das Universelle
Leben, die Weltuntergangsszenarien voraussagten, seien gefährdet.“
Auch das sollte man zweimal lesen. Zum
einen wird hier nochmals die Behauptung verstärkt: Nicht die
sich am Horizont abzeichnenden Krisen sind das Problem – sondern
diejenigen, die darauf hinweisen. Zum anderen wird zwischen den Zeilen so
etwas wie eine klassische Sündenbock-Theorie vorbereitet: Wenn es dann doch
kommt – dann wissen wir schon, wer daran schuld ist: natürlich nicht die
Kirchen, die den Menschen seit Jahrhunderten Sand in die Augen streuen,
sondern diejenigen, die es „herbeigefürchtet“ haben! In abergläubischen
Zeiten (und die scheinen noch nicht ganz vorbei zu sein) hat man schließlich
auch in stürmischer See auf dem Schiff den „Schuldigen“ gesucht, um ihn
über Bord zu werfen.
Und was das „aggressive Potential“
angeht, das der Inquisitor Behnk anderen unterstellt: Er selbst sät im
Auftrag seiner Landesbischöfe Johannes Hanselmann (bis 1994), Hermann von
Loewenich (1994-98) und Johannes Friedrich (ab 1998) laufend Zwietracht im
Lande, erzeugt und schürt Vorurteile, grenzt Menschen aus und zerstört
dadurch Familien (s.o. S. 83).
„Im Bann der Apokalypse“
Es gehört zu den uralten
Verleumdungsmustern der Kirche, „Ketzer“ für „unberechenbar“ und
„gefährlich“ zu erklären und so die eigenen Aggressionen auf sie zu
projizieren. Je näher das Jahr 2000 rückt, desto mehr steigern sich solche
Verdächtigungen:
• Hugo Stamm (Tages-Anzeiger
Zürich, 13.10.1998): „Sektenspezialisten warnen, daß die einseitige
Konzentration auf apokalyptische Entwicklungen und die Endzeitverzögerungen
zu Todessehnsüchten führen könnten.“
• In einem eigenen Buch mit dem Titel „Im
Banne der Apokalypse“ meint Hugo Stamm, das „Geschrei um die Apokalypse“,
das die „apokalyptischen Brandstifter“ machten, sei „ein von Menschen
gemachtes Phänomen ..., aus der Erfahrung der Unvollkommenheit, aus
Sehnsucht nach Reinigung und Erlösung ...“ *
• Auch Behnks Rufmordkollege Bernhard Wolf
aus Nürnberg (der uns bereits in Kap. 3, S. 46 oben begegnete) schürt das
gleiche Feuer: „Begierig greifen vor der kommenden Jahrtausendwende obskure
Sekten wie das ‚Universelle Leben’ ... und manche andere solche (sic!)
Vorhersagen auf und wollen damit Endzeitstimmung und Ängste schüren – im
Namen Jesu.“
In Wahrheit schüren die Kirchen
ständig Ängste und Aggressionen gegen Andersdenkende. Die Artikel der Presse
fallen jedenfalls wunschgemäß aus:
• Richard Heister (Kieler Nachrichten,
29.12.1998): „Endzeitfanatiker fiebern dem Jahr 2000 entgegen ... Zu den
bekanntesten Endzeit-Sekten in Deutschland zählt die Würzburger Gruppe
‚Universelles Leben’, deren Angehörige sich ... auf ein Leben nach der
Apokalypse vorbereiten.“
• Hans Benirschke (u.a. Frankfurter
Neue Presse, 30.12.1998): „Endzeit-Propheten haben Konjunktur ... die
Jahrtausendwende gibt den Weltuntergangs-Propheten in der westlichen Welt
weiter Auftrieb, und im Laufe des Jahres 1999 wird man sich noch auf einiges
gefaßt machen müssen. ... (Das Universelle Leben) gründet kleine oder
größere Wirtschaftsbetriebe ..., um die Mitglieder überlebensfähig zu
machen und für die erwarteten Katastrophen der Übergangszeit zu rüsten.“
Auch hier klingt wieder durch: Das
Problem ist nicht die Lage der Welt – das Problem erzeugen diejenigen, die
darüber reden. Und Hinweise und Warnungen, die für alle hätten gelten
sollen, werden schlicht zu einem egoistischen „Überlebenstraining“ einer
„Sekte“ umgedeutet. Die Rechnung der kirchlichen Verleumder geht auf.
• Fred Sellin (Bild am Sonntag.
17.1.1999) „Kommt es zum großen Knall? Die gefährlichen Vorhersagen der
Todessekten zur Jahrtausendwende.“ Auch hier wird das Universelle Leben mit
„eingebaut“.
• Laut Abendzeitung Nürnberg
(20.4.1999) bereiten Kliniken für den 31.12.1999 sogar „Notfallpläne“ vor –
„denn so mancher Guru könnte seine Anhänger zum Gruppen-Selbstmord
aufrufen.“
Sogleich ist wieder Pfarrer Wolf zur
Stelle (der den Artikel womöglich selbst lanciert hat) und erwähnt das
Universelle Leben als eine der Gruppen, „die hier eine Rolle spielen.“
Die Bildunterschrift unter seinem Konterfei lautet: „Will die Angst vor der
Apokalypse nehmen: Pfarrer Bernhard Wolf.“
Die gefährlichen „Ketzer“ haben also die
braven Bürger ohne jeden Grund erschreckt.
Die Kirche tröstet sie wieder. Und die Mutter Erde darf derweil weiter
hinsiechen. Nur nicht hinschaun, dann wird alles wieder gut!
Gott als
„Kläger für die Erde“
Wenn die Mär von der
vor allem im Jahr 2000 „gefährlichen Endzeitsekte“ Universelles Leben
stimmen würde, dann hätten die göttlichen Offenbarungen gerade in dieser
Zeit einem Höhepunkt der Katastrophen-Ankündigungen zusteuern müssen.
Doch der Gottesgeist
hält sich nicht an das Verleumdungs-Szenario kirchlicher
Rufmordbeauftragter. Vieles hatte Er bereits angekündigt – aber eben
rechtzeitig. In den 90er Jahren trat Er vor allem für die Mutter Erde und
für die auf ihr lebenden Tiere und Pflanzen ein – so z.B. Christus im Jahr
1993:
„O ihr Menschen,
ist euch bewußt, daß ihr ohne die Natur, ohne Tiere, Pflanzen und Mineralien
nicht leben könnt? Viele haben dies noch nicht begriffen ..., haben das
Erdreich geschändet und schänden es weiterhin. So schänden sie auch ihren
physischen Körper. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Die Natur ist das
Barometer für euer Leben oder für euer Sterben. Stirbt die Natur, dann
stirbt das Menschengeschlecht. Erblüht die Natur, ist sie gesund, dann ist
auch der Mensch gesund, und das Menschengeschlecht tut sich auf für das
Licht. Viele Menschen öffnen sich für die Finsternis und schänden die Erde,
schänden Tiere, Pflanzen und Mineralien ...“
Im Jahr 1996 sprach
Gott-Vater durch das Prophetische Wort:
„Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ich Bin
auch der Kläger für diese Erde, für die unschuldige Kreatur, für alle
Lebensformen, für Tiere, Pflanzen und Mineralien. Ihr, die ihr vielfach die
Grausamkeit in Person seid, was macht ihr mit eurem göttlichen Erbe? Denn,
als Energie gesprochen, sind Tiere, Pflanzen und Steine ein Teil eures
göttlichen Leibes, so wie ihr, als Energie gesehen, auch ein Teil von ihnen
seid. Was macht ihr mit den Tieren, die Ich als Übernächste bezeichnen
möchte? Blicket in die Ställe, wie sie leben müssen, im engsten Raum,
hineingepfercht ... Blickt in die verschiedenen Waggons, so wie ihr sie
bezeichnet. Stunden über Stunden ... werden Tiere von einem zum anderen Ort
transportiert. Sie hungern, sie leiden, sie gehen zugrunde ...
Schaut hinein in eure Schlachthäuser! Schuß!
Schlag - tot! Der Leib aufgerissen mit scharfen Messern und Gegenständen.
Ein Tierchen nach dem anderen, und die, die noch stehen, müssen zusehen,
wie ihre Artgenossen hingeschlachtet und hingemetzelt werden ...
... Blickt auf eure Felder. Düngemittel,
Spritzmittel – Ich nehme eure
Worte. Ihr quält und malträtiert eure Felder ... Die Erde ruft Mich, den
Schöpfer, um Erbarmen, um Freiheit ...
Wahrlich,
wahrlich, Ich sage euch: Die Schwingungen eures negativen Verhaltens ziehen
sich durch die ganze Erde, gehen in die Atmosphäre und kommen wieder auf
euch zurück. Wer zerstört die Atmosphäre – der Gott der Liebe, der der Erde
einen Mantel gab, auf daß ihr auf der Erde leben könnt? Doch ihr – jeder
einzelne trägt dazu bei, daß sich der Mantel auftut und die Kräfte des Alls
euch allmählich verbrennen ...“ *
Erinnern
wir uns an
den Sommer 2003 mit seiner lang anhaltenden Hitzewelle und 35.000
Hitze-Toten allein in Mitteleuropa. Damals konnten wir ansatzweise
erleben,
was es bedeutet, daß die Kräfte des Alls uns „allmählich verbrennen“.
Die
Erde ruft den Schöpfer um Erbarmen und Freiheit an. Im Jahre 1997
sprach
deshalb Gott-Vater als Kläger für die Mutter Erde zu uns Menschen
folgendes:
„... Und so
erfüllt sich nach und nach der letzte Teil der Offenbarung Johannes, der
Apokalypse. Und dann ist Friede. Wie wird das geschehen? Nur global für euch
Menschen gesprochen – wer Ohren hat, zu hören, der hört. Wer Augen hat, zu
sehen, der sieht.
Die Mutter Erde
schüttelt sich durch die Erdbeben. Die Mutter Erde schüttelt sich durch
Stürme, durch Waldbrände und vieles mehr und ruft: ‘Ihr Menschen, was habt
ihr aus mir gemacht? Meine Kinder malträtieren und quälen mich. Sie quälen
die Tiere. Tiere verhungern und verdursten, denn die Dürre tritt immer mehr
ein, so dürr, wie die Herzen der Menschen sind.’ Und die Mutter Erde ruft:
‘Meine Kinder, was macht ihr mit mir? Was macht ihr mit den Tieren, mit den
Pflanzen und Mineralien?’ Doch die Menschen hören ebensowenig, wie sie auf
die Propheten und Prophetinnen gehört haben, auf den wahren Gott, der ICH
BIN. Sie hörten und hören ebensowenig wie auf Jesus, den Christus, ihren
Erlöser.
Und
die Mutter Erde weint Tränen über Tränen, denn die Fluten und die Meere
steigen, und sie ruft: ‘Ihr Kinder, was macht ihr mit mir? Ich bin unendlich
traurig über euch. Ich kann euch nicht mehr tragen.’ Und die Menschen zu
allen Zeiten hören weder auf den Ruf der gequälten Erde, geschweige auf das
Wort Gottes durch Propheten und Prophetinnen, durch geistig erleuchtete
Männer und Frauen, durch Kämpfer für das Reich des Inneren. Und so tut sich
der Mund der Erde, der Mutter Erde, auf. Es sind die Vulkane. Und die Mutter
Erde ruft: ,Jetzt kann ich euch nicht mehr tragen! – Friede, Friede,
Friede’, ruft sie. Und die Lava strömt aus ihrem Mund und bedeckt große
Teile der Erde.“
Die Amtskirche hetzt Politiker auf
„Ketzer“
Wer hörte zu diesem Zeitpunkt auf das
Rufen der Mutter Erde? Die Kirchenvertreter jedenfalls nicht. Eigentlich
hätten sie, wenn sie schon die Warnungen des Gottesgeistes lächerlich zu
machen versuchten, auch die zahlreichen Wissenschaftler als „gefährliche
Sektierer“ brandmarken müssen, die immer deutlicher die Gefahren benannten,
die auf die Erde und die Menschheit zukommen. Doch die Kirchenlobbyisten
waren vollauf damit beschäftigt, die von ihnen selbst geschürte
Endzeit-Hysterie dafür zu nützen, die Politiker auf die kleineren
Religionsgemeinschaften zu hetzen.
Sie erreichten im Mai 1996 sogar die
Einrichtung einer „Enquete-Kommission ‚Sogenannte Sekten und Psychogruppen’“
im Deutschen Bundestag.* Diese mußte zwei Jahre und 2,5 Millionen DM
Steuergelder später feststellen, daß von diesen Gruppen „zum gegenwärtigen
Zeitpunkt ... keine Gefahr“ ausgehe. Auch von dem „negativen besetzten
Begriff der ‘Sekte’“ hielt die Kommission am Ende nicht mehr viel:
„Die Enquete-Kommission hält den
Sektenbegriff daher besonders im staatlichen Gebrauch wegen seiner
stigmatisierenden Wirkung für ungeeignet“, so war es der Pressemeldung
(29.5.1998) des Deutschen Bundestages zum Abschlußbericht der Kommission zu
entnehmen. Doch die Kirchen hatten wieder mal erfolgreich von ihren eigenen
Defiziten abgelenkt und religiöse Minderheiten vor allem bei Politikern und
Reportern in Verruf gebracht.
Von der im Grundgesetz garantierten
Gleichbehandlung aller Glaubensrichtungen kann jedenfalls keine Rede sein.
Die Kirchen werden hofiert und mit Privilegien bedacht, während
Minderheiten wie das Universelle Leben systematisch ausgegrenzt und
bekämpft werden.
Dazu werden vor allem die lokalen
Politiker mit in die Pflicht genommen. Der Würzburger
CSU-Bundestagsabgeordnete und zeitweilige Postminister Wolfgang Bötsch zum
Beispiel schrieb bereits 1986 einen Beitrag in Pfarrer Haacks Broschüre „Die
neuen Jugendreligionen“, in dem er Graf Magnis ausdrücklich lobte, weil
dieser das Universelle Leben als „gefährliche Sekte“ entlarvt habe.
Die Politiker seien gefordert, „unserer Stadt [gemeint ist Würzburg] den
religiösen Frieden zu erhalten.“ Bötsch offenbarte damit seine
mittelalterliche Einstellung: Der „Friede“ kann für einen guten Katholiken
nur der katholische Zwangsfriede sein; und der ist erst hergestellt, wenn
die „Ketzerei“ ausgemerzt ist.
Mitbürger dritter Klasse?
Aus der Fülle von Beispielen für
Ausgrenzung und Diskriminierung einer Minderheit, die in dem Buch „Der
Steinadler und sein Schwefelgeruch“ genannt werden, sei hier nur eines
herausgegriffen:
Als Anfang 1994 im Dorf Lindelbach bei
Wertheim bekannt wird, daß eine Kindergärtnerin im kommunalen Kindergarten,
mit der man bisher sehr zufrieden war, dem Universellen Leben nahesteht,
eröffnet der lutherische Ortspfarrer Hausmann eine regelrechte Hexenjagd
auf sie. Die junge Frau wird vom Pfarrer aufgefordert, sich vom
Universellen Leben abzuwenden. Als sie dazu nicht bereit ist, kündigt ihr
die Stadt Wertheim.*
Nun stelle man sich vor, die Frau wäre
keine Urchristin gewesen, sondern z.B. eine türkische Muslima, oder hätte
dunkle Hautfarbe gehabt, oder eine körperliche Behinderung. Wie hätte die
Öffentlichkeit reagiert? Wie hätte der Arbeitgeber, die Stadt Wertheim,
reagiert? Wie aufgeschreckt ist die Öffentlichkeit – und völlig zu Recht
–, wenn in irgendeinem Teil Deutschlands Farbige, Muslime oder Behinderte
dergleichen Diskriminierungen erfahren? In überregionalen Zeitungen und
in allen politischen Fernsehmagazinen wird über die Ursachen und möglichen
Maßnahmen nachgedacht; man hält den Dorfbewohnern Mikrophone unter die
Nase, um sie zur Rede zu stellen; die Ausgegrenzten erfahren zu Recht
Solidarität.
Doch hier: Nichts dergleichen. Das
Arbeitsgericht stellt fest, daß die Kündigung unrechtmäßig war, die Stadt
Wertheim muss eine Abfindung zahlen. Das war’s. Angehörige religiöser
Minderheiten sind in einem Land, das stolz auf seine Demokratie ist, nicht
Menschen zweiter, sondern dritter Klasse.
A propos Stolz auf die Gegenwart:
Es
lohnt sich hier ein Vergleich mit der Geschichte. In genau demselben
Dorf Lindelbach bildete sich im Jahr 1602 ein „Bund gegen die Hexerei“,
der ein
hartes Vorgehen der Obrigkeit gegen „Hexen“ forderte. Doch diese
Obrigkeit
in Gestalt der Kanzlei des Grafen von Wertheim gab diesem Drängen nicht
nach, sondern betrachtete den „Bund“ als „aufrührerisch“ und zog den
Dorfschultheiß zur Verantwortung, der die „Zusammenrottung“ nicht
gemeldet
hatte.* So könnte man also sagen: Die damalige Obrigkeit war von den
menschenverachtenden Umtrieben der Kirchen unabhängiger als die
heutige.
Die Kirchenlobby zieht die Fäden
Und in der Tat: Die Politiker fast aller
Couleur greifen gegen diese Umtriebe nicht nur nicht ein, sie fördern sie
oft genug auch noch. Einer politischen Karriere scheint das Mittun bei der
Ausgrenzung religiöser Minderheiten nicht abträglich zu sein, im Gegenteil.
Eine ganze Reihe der heute (2006) in
Deutschland Regierenden hat in der Vergangenheit in aller Öffentlichkeit
kirchliche Verleumdungen gegen angeblich „gefährliche“ kleinere
Glaubensgemeinschaften weitergegeben: Angela Merkel (als
Bundesfamilienministerin, heute Bundeskanzlerin, CDU), Franz
Müntefering (als Sozialminister von Nordrhein-Westfalen, heute
Bundesarbeitsminister, SPD), Jürgen Rüttgers (als Geschäftsführer der
CDU-Bundestagsfraktion, heute Ministerpräsident von NRW), Annette Schavan
(als Kultusministerin von Baden-Württemberg, heute
Bundesforschungsministerin, CDU), Günther Oettinger (als
CDU-Fraktionsvorsitzender, heute Ministerpräsident von
Baden-Württemberg), Ulla Schmidt (als einfache
SPD-Bundestagsabgeordnete, heute Bundesgesundheitsministerin),
Edmund Stoiber (damals Ministerpräsident von Bayern),
Eberhard Sinner (als bayerischer Verbraucherminister, heute Leiter der
Bayerischen Staatskanzlei, CSU). Die genauen Einzelheiten lassen sich
über das Register des Buches „Der Steinadler und sein Schwefelgeruch“
finden und nachlesen.
All diese vielbeschäftigten Politiker
kamen vermutlich nicht von selbst auf die Idee, Aussteiger aus den
Großkirchen zu diffamieren. Sie haben wohl auch nicht selbst recherchiert.
Um so deutlicher wird, wie stark die Kirchenlobby hinter den Kulissen noch
immer die Fäden zieht. Die mehr als 14 Milliarden Euro, mit denen der Staat
trotz leerer Kassen auf Kosten der Steuerzahler Jahr für Jahr die Kirchen
subventioniert*, sind dafür ein weiteres, bemerkenswertes Indiz.
Die in diesem Kapitel aufgeführten
Unwahrheiten und Verdrehungen, mit denen Kirchenvertreter und Reporter die
Menschen gegen die Urchristen aufzuhetzen versuchten, sind nur ein kleiner
Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens, in diesem Fall beschränkt auf den
Aspekt der Umbruchszeit, in der wir leben. Auch die Auswirkungen dieser
Verleumdungen, von der Kündigung von Veranstaltungsräumen über
Sachbeschädigungen bis hin zur Vernichtung von Arbeitsplätzen sind an
anderer Stelle** bereits ausführlich geschildert worden.
Doch wer gedacht hatte, daß mit dem
(weitgehend friedlichen) Ablauf des Wechsels in das dritte Jahrtausend die
„Luft“ aus der kirchlichen Hatz gegen die angeblichen „Endzeitjünger“
entwichen war, der hatte sich getäuscht.
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Viele Menschen vertreten nach wie vor die Meinung, die Kirchen seien zuständig für Moral und das Gute. Selbst Missbrauchsskandale können diese Auffassung nicht maßgeblich tangieren, was auch daran liegt, dass die Kirche selbst sehr genau zwischen dem fehlerhaften Menschen und dem Gottesglauben trennen. Eigentlich müsste ein Gläubiger sagen: Du als Kirchenvertreter bist ein fehlerhafter Mensch, von dir brauche ich mir nichts sagen zu lassen.
Freitag, 31. August 2012
Der Schattenwelt Neue Kleider - Die Inquisition der Jetztzeit
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